- Wer sind die Big Four?
- So sind die Big Four entstanden
- Tätigkeitsfelder und Unternehmenskultur der Big Four
- Wenn du bei den Big Four einsteigen möchtest
- Big-Four-Wirtschaftsprüfer haben einen großen Einfluss auf die Weltwirtschaft
- FAQ: Häufige Fragen und Antworten
Das wichtigste aus diesem Artikel
Wer sind die Big Four?
Wenn du gelegentlich die Wirtschafts- und Finanzseiten der großen Tageszeitungen liest oder ein Faible für Ökonomie hast, wirst du die Namen der Big Four kennen. Es sind die führenden vier global agierenden Wirtschaftsprüfungskanzleien. Namentlich sind es: Deloitte, Ernst & Young (EY), Klynveld, Peat, Marwick und Goerdeler (KPMG) und PricewaterhouseCoopers (PwC).
Diese vier Wirtschaftsprüfungsgesellschaften teilen sich das Geschäft mit den Großkonzernen weltweit auf. Daher bezeichnet man die Big Four auch als Oligopol. Typisch für ein Oligopol ist, dass die Marktmacht bei wenigen Anbietern liegt – das ist bei den Big Four gegeben.
Etwa 67 Prozent des globalen Umsatzes in der Wirtschaftsprüfung wird von den großen Vier erwirtschaftet. Der „Größte“ der Big Four ist Deloitte – 2021 hat das Unternehmen laut Statista einen Gesamtumsatz von rund 50,2 Milliarden US-Dollar gemacht.
So sind die Big Four entstanden
Die Geschichte der Big Four beginnt schon in den 1980er-Jahren. Damals waren es noch acht Unternehmen, die das Oligopol der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ausmachten und hießen die großen Acht, also die Big Eight.
Die Gruppe der Big Eight entstand aus dem Zusammenschluss regionaler Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Folgende Unternehmen bildeten die Big Eight:
- Touche Ross
- Arthur Young
- Arthur Andersen
- Ernst & Whinney
- Price Waterhouse
- Coopers & Lybrand
- Deloitte, Haskins & Sells
- Peat Marwick International (PMI)
Die Big Four sind ein Ergebnis von Fusionen der Big Eight und anderer Unternehmen. Sie setzen sich seit Anfang der 2000-Jahre wie folgt zusammen:
- KPMG: Aus Peat Marwick International (PMI) wurde durch die Fusionierung mit Klynveld Main Goerdeler (KMG) Ende der 1980er-Jahre KPMG.
- Ernst & Young (EY): Aus Ernst & Whinney und Arthur Young wurde das Unternehmen Ernst & Young.
- Deloitte: Das Unternehmen entwickelte sich aus Haskins & Sells und Touche Ross Deloitte & Touche.
- PricewaterhouseCoopers (PwC): Buchprüfer Samuel Lowell Price schloss sich mit William Cooper und später seinen Kollegen Holyland und Waterhouse zusammen. Das war schon im 19. Jahrhundert. 2014 übernahm PwC außerdem die internationale Strategieberatung Booz & Company.
Tätigkeitsfelder und Unternehmenskultur der Big Four
Die Big Four sind zwar die größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. Sie sind aber nicht ausschließlich in der Wirtschaftsprüfung tätig. Zu den Geschäftsfeldern der Big Four zählen auch: Steuerberatung, Strategie- und Marketingberatung, Unternehmensbewertungen, Marktanalysen und juristische Dienstleistungen.
Neuerdings bieten die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auch Beratung für Unternehmen an, die ihre Strukturen und Prozesse digital transformieren möchten. Obwohl die Tätigkeitsfelder austauschbar sind, hat jedes Unternehmen der Big Four eine eigene Unternehmensphilosophie. So unterscheiden sich die Big Four in ihrer Firmenkultur:
- Deloitte: Eine tragende Rolle spielt bei Deloitte Offenheit und Respekt gegenüber anderen Kulturen. „Wir leben Diversity – aus Überzeugung, nicht aus Zwang. Gerade deshalb denken und handeln wir überall als truly global“, heißt es auf der Website der Gesellschaft.
- PwC: „Das Richtige tun“, ist ein Grundsatz bei PricewaterhouseCoopers. Bei PwC ist Integrität in der Unternehmenskultur verankert. Die Mitarbeiter:innen sollen die ethischen Grundsätze nicht nur kennen, sondern auch leben.
- Ernst & Young: Zur Firmenphilosophie von EY zählt unter anderem soziales Engagement. Bei EY ist eine Kultur, die zum Ziel und der Strategie passt, genauso wichtig wie jeder materielle Wert.
- KPMG: Der oberste Wert bei KPMG ist Diversity. Vielfalt wird gefördert und gestärkt. Es soll eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung gelebt werden – unabhängig von Alter, Behinderung, Geschlecht, geschlechtlichem Ausdruck und Identität, ethnischer oder kultureller Herkunft und Religion.
Wenn du bei den Big Four einsteigen möchtest
Du hast eine Karriere bei den Big Four anvisiert? Dann solltest du dich unbedingt für Strategie-, Management-, Risiko- und Technologieberatung interessieren. Dir muss klar sein, dass sich diese Branchenriesen einen hohen moralischen Kodex auf die Fahne geschrieben haben. Trotzdem lohnt es sich, für die Big Four zu arbeiten: Die Aufstiegschancen sind gut, der Verdienst ebenfalls.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es: Die Fluktuation ist verhältnismäßig hoch, die Mitarbeitenden bleiben in der Regel nur zwei bis drei Jahre. Ein Grund: Das Consulting-Business geht mit sehr vielen Reisen einher – schließlich gibt es Big-Four-Niederlassungen auf der ganzen Welt. Auf Dauer ist das anstrengend und es ist keine konkrete Familienplanung möglich.
Good to know
Die Big Four bieten sowohl Praktikant:innen als auch Student:innen eine breite Palette an Karrierechancen. Die großen Vier zahlen Berufsanfänger:innen ebenfalls Boni aus, in der Regel sind das zehn bis zwölf Prozent des Jahresgehaltes.
Die Karriereaussichten bei den Branchenführern
Deine Karriereaussichten bei den Big Four werden besser, je höher du qualifiziert bist. Was genau solltest du mitbringen, um bei den Branchenführern zügig aufzusteigen? Da ticken die Unternehmen zwar ähnlich, trotzdem gibt es kleine Unterschiede:
- Deloitte: Das Unternehmen wurde in den vergangenen Jahren mehrfach gelobt: Deloitte wurde etwa bei der Plattform LinkedIn als attraktiver Arbeitgeber tituliert und von der Business Week als „Best Place to Launch a Career“ ausgezeichnet. Gerne gesehen sind bei Deloitte Absolvent:innen mit einem MBA-Abschluss, also einem Master of Business Administration.
- PwC: Bei PwC können bereits Studierende durch Praktika während des Studiums PwC-Luft schnuppern. Auch während des Praktikums nehmen die Student:innen an wichtigen Besprechungen teil. Die Intention: Schon vor ihrem Einstieg sollen künftige Mitarbeiter:innen viele Informationen sammeln, die für eine spätere PwC-Karriere wichtig sein können.
- Ernst & Young: EY wird regelmäßig mit Auszeichnungen als guter Arbeitgeber überhäuft: „Best Place to Work“, „Most Diverse Companies“, „Where Women Want to Work“ und „Best Places to Launch a Career“. Für eine Karriere bei Ernst & Young brauchst du auf jeden Fall einen Universitätsabschluss.
- KPMG: Das kleinste Unternehmen der Big Four erwartet von seinen Mitarbeitenden ein hohes Interesse an analytischem und technischem Arbeiten. Bei KPMG sind Doktorand:innen und bereits fertige Doktor:innen sehr gern gesehen.
Pro und Contra – eine Karriere bei den Big Four
Eine Einstellung bei den Big Four bietet zwar einige Vorteile, wie etwa das internationale Flair, die Chance auf weltweite Einsätze oder das Renommee der vier Weltmarktführer. Dem gegenüber stehen aber zum Beispiel lange Arbeitszeiten, hoher Zeitdruck und eine hohe Reisetätigkeit. Das sind die Vor- und Nachteile, bei den Big Four zu arbeiten, im Vergleich zu einem mittelständischen Wirtschaftsprüfer.
Pro | Contra |
Nicht nur die Big Four, sondern auch ihre Mandanten verfügen über ein internationales Renommee. | Im Vergleich zu einem mittelständischen Wirtschaftsprüfer ist der Druck viel höher. Es gibt etwa Deadlines, die unbedingt eingehalten werden müssen, insbesondere bei börsennotierten Unternehmen. |
Die Prüfung ist spannend, weil ein komplexes Umfeld beachtet werden muss. Bei mittelständischen Unternehmen ergibt sich die Chance, solche großen Unternehmen prüfen zu können, nur selten. | Die engen Deadlines wirken sich auf die Arbeitszeiten aus, die dann länger ausfallen. |
Die Big Four öffnen dir eine Tür zu den globalen Konzernen. Denn die Weltkonzerne schätzen die Kompetenzen der Mitarbeiter:innen, die bei den großen Vier gearbeitet haben. | Die Atmosphäre bei mittelständischen Wirtschaftsprüfern ist persönlicher. Die Vorgesetzten kennen beispielsweise auch die Anfänger:innen mit Namen. |
Wenn du aus der Wirtschaftsprüferbranche aussteigen möchtest, ist das einfacher mit einem großen Namen im Rücken. | Die Mandantenstruktur bei kleinen und mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist meistens regional konzentriert, was das ständige Reisen obsolet macht. |
Die Big Four haben feste Strukturen, die bei Mittelständlern fehlen könnten. Sie haben etwa institutionalisierte Mentorenprogramme oder regelmäßige Entwicklungsgespräche, in denen ein individueller Karriereplan aufgestellt wird. | Bei einem Mittelständler sind Einsteiger:innen sofort für mehrere Bereiche zuständig und den einzelnen Prüfer:innen wird mehr Verantwortung übertragen. |
Der Verdienst ist in der Regel höher als bei einer mittelständischen Gesellschaft. Die Spannweite ist sehr hoch und es kommt auf die genaue Tätigkeit an. Senior Manager:innen verdienen mehr als Berater:innen oder Assistent:innen. Das Spektrum geht von 40.000 Euro für Einsteiger:innen bis 200.000 Euro und mehr. | Die Hierarchien sind in der Regel flacher bei kleineren Unternehmen als bei den Big Four. |
Big-Four-Wirtschaftsprüfer haben einen großen Einfluss auf die Weltwirtschaft
Die Big Four haben sich im Laufe der Zeit durch Fusionen und Übernahmen zu den multinationalen Konzernen entwickelt, die sie heute sind. PwC, Deloitte, EY und KPMG haben großen Einfluss auf die globale Wirtschaft, denn sie prüfen die Bilanzen großer Konzerne aus verschiedenen Branchen und beraten diese auch.