Eine Anleihe ist per definitionem ein Wertpapier, das von Staaten oder Unternehmen für einen vorher festgelegten Zeitraum herausgegeben wird, um sich Geld am Kapitalmarkt zu beschaffen.
Der Gläubiger, also eine Regierung oder ein Unternehmen, verpflichtet sich, für diesen Zeitraum einen festgelegten Zinssatz an die Käufer:innen zu zahlen und das investierte Geld am Ende zu erstatten. Anleihen werden an der Börse gehandelt.
Anleihen werden auch als Bonds bezeichnet. Diese können einzeln geordert werden oder in Form von Investmentfonds. Das Spektrum an Anleihen ist ebenso vielfältig wie ihr Ertrag, also die Rendite: Es gibt sehr sichere Varianten mit geringer Rendite sowie riskante Versionen, die mit hoher Rendite locken.
Sowohl Staaten als auch Unternehmen können Emittenten von Anleihen sein. Als sicherste Anlageform gilt der Kauf von Staatsanleihen von Ländern, die eine hohe Bonität haben. Doch die Renditen sind in der Regel sehr gering.
Unternehmensanleihen werden im Durchschnitt höher verzinst, doch das Risiko einer Insolvenz des Unternehmens ist höher – und in einem solchen Fall kann es sein, dass das investierte Geld komplett weg ist.
Etwas weniger riskant, aber dafür auch weniger rentabel, sind in der Regel Anleihen mit kürzen Laufzeiten von zum Beispiel nur ein oder zwei Jahren. Denn je kürzer der Anlagezeitraum, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs stark schwankt beziehungsweise sinkt oder das Unternehmen insolvent wird.
Für Privatanleger:innen sind vor allem Staats- und Unternehmensanleihen interessant. Es gibt weitere Arten von Anleihen, zum Beispiel Wandelanleihen. Dabei können Anleger:innen wählen, ob sie am Ende der Laufzeit das Geld zurückerhalten oder in Aktien des Unternehmens umwandeln. Wandelanleihen sind damit flexibler, erfordern aber in der Regel fünfstellige Investitionssummen.
Viele Jahre lang war der Erwerb von Anleihen nicht sehr attraktiv, da die Renditen im Vergleich zum Risiko wenig Ertrag brachten. 2022 haben sich die Vorzeichen allerdings wieder geändert: Deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren warfen Mitte des Jahres rund ein Prozent Rendite ab, Anleihen seriöser Unternehmen sogar fünf Prozent und mehr.
Auch unter dem Aspekt der Asset Allocation kann es sich lohnen, Anleihen im Wertpapierdepot zu haben. Asset Allocation bedeutet, dass du deine Geldanlagen auf verschiedene Anlagenklassen verteilst, zum Beispiel auf Aktien, Rohstoffe oder eben Anleihen. Dieses Prinzip nennt sich auch Diversifikation.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Du hast nicht dein ganzes angelegtes Geld auf eine Karte gesetzt. Du bist somit besser gegen mögliche Verluste abgesichert, falls aus einer Anlage nichts wird, und kannst auf Veränderungen am Markt flexibel reagieren, indem du zwischen deinen verschiedenen Anlagen umschichtest.
Es ist möglich, an der Börse gehandelte Anleihen vor Ende der Laufzeit zu verkaufen. Das kann sinnvoll sein, wenn das investierte Geld anderweitig benötigt wird oder der Kurs der Anleihe gestiegen ist, sodass ein vorzeitiger Verkauf lukrativ erscheint.
Denn der Kurswert entspricht nicht immer dem Betrag, der auf der Anleihe steht und zu dem sie in der Regel zurückgezahlt wird. Die Grundregel lautet: Fallen die Zinsen, steigen die Kurse von Anleihen und umgekehrt.