Herdentrieb beim Investieren: Die Macht der Masse

1. Was ist der Herdentrieb?
2. Der Herdentrieb macht auch vor Investor:innen nicht Halt
3. So kannst du vom Herdentrieb an der Börse profitieren
4. Blind investieren kann teuer werden
5. FAQ: Häufige Fragen und Antworten

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Was ist der Herdentrieb?

Im Leben treffen wir ständig Entscheidungen und sind uns der Arbeit selten bewusst, die unser Gehirn dabei leistet. In vielen Situationen müssen wir schnell agieren und haben oft nicht genug Zeit, alle Informationen vor einer Entscheidung sorgfältig abzuwägen. Dann greift der Verstand auf bestimmte Methoden zurück, um komplexe Sachverhalte zu abstrahieren und zu vereinfachen. Eine Fähigkeit, die der Mensch im Laufe der Evolution entwickelt hat.

Der Herdentrieb, auf Englisch „Herd Instinct“ genannt, ist eines dieser psychologischen Phänomene. Menschen neigen im Allgemeinen dazu, sich am Verhalten anderer zu orientieren. Dahinter steckt ein Urinstinkt: Der Masse zu folgen, ist in der Regel gut für uns. Heutzutage steht dabei aber weniger unser Überleben im Vordergrund, sondern eher das Streben nach Konformität und Sicherheit.

Wenn wir uns beispielsweise für ein unbekanntes Restaurant entscheiden sollen, gehen wir lieber in das gut besuchte Lokal, statt in das mit leeren Tischen. Rational ist das nicht, denn wir wissen in diesem Moment ja noch gar nicht, in welchem der beiden Lokale Essen und Service besser sind. Der Herdentrieb verleitet Menschen im Extremfall sogar dazu, ihre eigenen Ideen oder Ideale zu verwerfen, um sich bei ihrer Entscheidung nicht allein zu fühlen.

Der Herdentrieb macht auch vor Investor:innen nicht Halt

Auch beim Investieren an der Börse spielt die Psychologie eine große Rolle. Investor:innen müssen viele und häufig sehr schnell Entscheidungen treffen. Oft ist es nur mithilfe bestimmter Verhaltensmuster möglich, die große Informationsfülle in der knappen verfügbaren Zeit zu bewältigen.

Ein ganz typisches Verhalten an der Börse ist es, wenn Anleger:innen ohne eigene Analyse oder Recherche anderen Tradern folgen. Dabei agieren sie oft irrational, also ohne ihre Entscheidung nach objektiven Kriterien zu prüfen. Unterbewusst sind solche Entscheidungen stattdessen oft von Angst oder Gier getrieben. Zum Beispiel der Angst, eine gute Gelegenheit zu verpassen oder als einzige:r auf Verlusten sitzen zu bleiben.

Das Risiko eines Misserfolgs wiegt dagegen weniger schwer, wenn auch andere die entstehenden Verluste verkraften müssen. Objektive Gründe, eine bestimmte Aktie zu kaufen oder nicht, treten dabei in den Hintergrund. Das ist kein Problem, solange alles gut läuft. In Abwärtsphasen endet das irrationale Verhalten jedoch nicht selten mit überdurchschnittlich hohen Verlusten.

Durch den Herdentrieb vieler Anleger:innen entsteht an der Börse außerdem die Tendenz zu Blasen. Je besser eine Aktie läuft, desto mehr Investor:innen möchten vom Boom profitieren und springen auf den fahrenden Zug auf. Es spielt dann keine Rolle mehr, ob die Aktien überbewertet und objektiv viel zu teuer sind.

Die Aussicht auf Gewinne kann Anleger:innen blind für Warnsignale machen. Je höher die Kurse steigen, desto unbeschwerter wird die Stimmung. Auch Analysten können sich dem oft nur schwer entziehen. Kritiker einer gehypten Aktie werden schon mal als missgünstige Spielverderber abgetan.

So kannst du vom Herdentrieb an der Börse profitieren

Gerade Privatanleger:innen neigen zu einem starken Herdentrieb. Wenn sie dabei ihre eigenen Ideale über Bord werfen und höhere Risiken eingehen, als sie eigentlich möchten, kann dieser Fehler sie teuer zu stehen kommen. Gerade unerfahrene Anleger:innen steigen erst in Aktien ein, wenn sie wegen ihrer hohen Kursgewinne bereits in aller Munde sind. Um auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen, laufen sie in diesem Moment Gefahr, überteuerte Aktien zu kaufen.

Wenn die Kurse nach einer Verkaufswelle günstig sind und von anderen Marktteilnehmern gemieden werden, haben Privatanleger:innen dagegen meist Angst vor dem Einstieg. Statt also günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen, agieren sie genau umgekehrt. Eine riskante Strategie, die oft mit kaum aufholbaren Verlusten endet.

Aber es geht anders: Wenn du den Herdentrieb kennst und deine Gefühle gut im Griff hast, kannst du vom Verhalten anderer profitieren. Zum Beispiel, indem du antizyklisch agierst. Der Bankier Carl Mayer brachte die Strategie Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Punkt: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, und verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Du steigst also am besten ein, wenn die Angst anderer Anleger:innen groß ist, und verkaufst, wenn die Euphorie überhandnimmt.

Wichtig dabei ist es, Gewinne laufen zu lassen, aber die Verluste zu begrenzen. Denn ist der Zug erst einmal in Fahrt gekommen, übernimmt die Herde die weitere Arbeit. Je stärker es aber nach oben geht, desto wichtiger wird es, die entstandenen Gewinne abzusichern. Zum Beispiel mit Stop-Loss-Orders oder Strategien zum schrittweisen Ausstieg.

Blind investieren kann teuer werden

Menschen neigen dazu, sich am Verhalten anderer zu orientieren. Sie fühlen sich sicher und ein möglicher Fehlschlag scheint in Anbetracht weiterer Leidtragender weniger dramatisch. Ein solcher Herdentrieb ist nicht nur im täglichen Leben, sondern auch an der Börse typisch. Dort kann es jedoch teure Folgen haben, anderen blind zu folgen. Wer zu spät auf den fahrenden Zug aufspringt und den Ausstieg verpasst, bleibt oft auf uneinholbaren Verlusten sitzen. Der Herdentrieb kann aber auch vorteilhaft beim Investieren sein: Professionelle Anleger:innen nutzen den Herdentrieb beispielsweise bewusst aus, indem sie antizyklisch investieren.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten