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Die 5 bekanntesten Börsenweisheiten unter der Lupe

Börsenweisheiten: Es ist nicht alles Gold was glänzt!
Bulle und Bär als Origamifiguren auf der Illustration eines Börsencharts
Redaktion AMEXcited Guide
Redaktion AMEXcited Guide
Das Wichtigste in Kürze
Manche Menschen stellen Börsenweisheiten und Bauernregeln auf eine Stufe – aber das ist etwas zu kurz gegriffen. Es gibt hunderte Bauernregeln, die sich nicht selten widersprechen, sodass immer irgendeine dieser Regeln zutrifft. Börsenweisheiten sind ähnlich den Bauernregeln aus Erfahrung, Logik oder durch regelmäßige saisonale Gegebenheiten entstanden. Allerdings handelt es sich bei ihnen mehr um Ratschläge als um Voraussagen. Fünf dieser Ratschläge werden im Folgenden genauer betrachtet.
  1. Sell in May and go away
  2. The trend is your friend
  3. Never catch a falling knife
  4. Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen
  5. Hin und her macht Taschen leer
  6. Steckt Wahrheit in den Börsenweisheiten?
  7. FAQ: Häufige Fragen und Antworten
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Das Wichtigste aus diesem Artikel

  • „Sell in May and go away“: Diese Börsenweisheit basiert auf der Annahme, dass die Sommermonate oft schwächelnde Börsenkurse mit sich bringen. Aber Vorsicht, sie sollte nicht als alleinige Handlungsgrundlage dienen.
  • „The trend is your friend“: Übergeordnete Trends können lange anhalten. Es kann lohnenswert sein, direkt in einen Aufwärtstrend zu investieren.
  • „Never catch a falling knife“: Greife nicht nach fallenden Aktienkursen in der Hoffnung auf eine schnelle Erholung. Das Risiko ist hoch und meistens verlierst Du Geld dabei.
  • „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“: Verkaufe Wertpapiere mit steigendem Kurs nicht voreilig und stoße solche mit fallendem Kurs ab. Lass Dich dabei von rationalen Entscheidungen leiten und nicht von Emotionen.
  • „Hin und her macht Taschen leer“: Zu häufiges Kaufen und Verkaufen kann durch Gebühren den Gewinn schmälern oder sogar zu Verlusten führen.

Sell in May and go away

Im Mai verkaufen und weggehen – dieser Ratschlag ist zeitlich sehr spezifisch, vor allem wenn der zweite Teil dieser Börsenweisheit miteinbezogen wird: „… but remember to come back in September.“ In seiner ursprünglichen Form, „Sell in May and go away – and come back on St. Leger’s Day“ ist der Spruch sogar noch präziser, denn der St. Leger’s Day ist am 10. September.

Die Grundlage dafür bildet die Annahme, dass viele die Sommermonate für längeren Urlaub nutzen und in den Unternehmen die Produktivität entsprechend niedriger ist – einhergehend mit schwächelnden Börsenkursen. Wenn das Sommerloch im Herbst überstanden ist, steigen nach dieser Annahme Produktivität und Kurse wieder. Entsprechend wäre es lohnenswert, rechtzeitig vor Sommerbeginn aus einem Investment auszusteigen und zum Herbstbeginn bei niedrigen Kursen wieder zu investieren.

Ist an der Annahme etwas dran? Sie basiert auf einem saisonalen Muster steigender Kurse in den Wintermonaten, das häufiger zu beobachten ist: Zwischen 1990 und 2022 warf der Börsenindex S&P 500, der die Aktien der 500 größten börsennotierten amerikanischen Unternehmen umfasst, beispielsweise von November bis April durchschnittlich rund sieben Prozent Rendite ab, zwischen Mai und Oktober jedoch nur zwei Prozent.

Trotzdem ist Vorsicht angebracht. Solche saisonalen Muster treten nicht immer und vor allem nicht immer gleich stark ein. Während in einem Jahr die Rendite in den Wintermonaten vielleicht bei zwölf Prozent liegt und sich im Sommer möglicherweise sogar im Minus bewegt, kann der Sommer im Folgejahr unerwartet stark ausfallen. Ein Investment allein auf Basis von „Sell in May“ zu verkaufen ist also nicht empfehlenswert.

Fun Fact

Viele Börsenweisheiten stammen von großen Investor:innen wie Warren Buffett oder André Kostolany. Aber selbst Schriftsteller Mark Twain hatte in seinem Roman „Pudd’nhead Wilson“ etwas zur Börse zu sagen: „Oktober: Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate, um mit Aktien zu spekulieren. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.“

The trend is your friend

Der Trend, dein Freund und Helfer? Tatsächlich: Übergeordnete Trends oder Megatrends dauern oft eine lange Zeit. Der DAX befindet sich beispielsweise seit seiner Einführung – also seit Juli 1988 – in einem grundlegenden Aufwärtstrend. Zwar wurde dieser Aufwärtstrend immer wieder von längeren und kürzeren Abwärtsphasen durchbrochen, dennoch ist er insgesamt um mehr als 1.000 Prozent gestiegen.

Was bedeutet das für Anleger:innen? Wenn sich ein Kurs durch einen starken übergeordneten Trend auszeichnet, wird dieser Trend wahrscheinlich auch morgen und die nächsten Tage vorherrschen. Entsprechend ist es besser, direkt in einen Aufwärtstrend zu investieren, als auf einen Trendabbruch zu warten. Wichtig vor allem bei einer kurzfristigen Anlage ist es, eine konkrete Vorstellung vom Umfang der üblichen Kursschwankungen zu haben.


Never catch a falling knife

Nie in ein fallendes Messer zu greifen, das sollte eigentlich selbsterklärend sein. An der Börse passiert so etwas allerdings häufiger. Es ist ja auch verlockend: Ein Unternehmen hat beispielsweise schlechtere Quartalszahlen veröffentlicht als erwartet – und der Kurs fällt rasant.

Was nun vielen zum Verhängnis wird, ist die Wunschvorstellung, zum möglichst niedrigsten Kurswert in die Aktie einzusteigen und mit dem wieder steigenden Kurs hohen Profit zu machen. Aber wann ist der niedrigste Punkt erreicht? Wie sicher ist es, dass der Kurs wieder steigt? Das Risiko, mit einer solchen Aktion Geld zu verlieren, statt zu gewinnen, ist hoch – und genau davor warnt die Börsenweisheit.
Ein Beispiel dafür ist die Aktie der insolventen Wirecard AG, die Mitte 2020 in etwa zwei Wochen von knapp über 100 Euro auf einen Preis von unter einem Euro abstürzte und seitdem als sogenannter Pennystock bei einem Preis von nur wenigen Cent ihr Dasein fristet. Wer versuchte, das fallende Messer zu fangen, schnitt sich in den allermeisten Fällen an der scharfen Klinge – und nur sehr wenigen dürfte es gelungen sein, das Messer tatsächlich am Griff zu fassen.

Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen

Im Grunde geht es darum, ein Wertpapier mit steigendem Kurs nicht zu verkaufen und eines mit fallendem Kurs abzustoßen. Was simpel klingt, macht vielen Anleger:innen Probleme: Oft werden frühzeitig kleine Gewinne gesichert, Investments in stetig fallenden Kursen allerdings nicht beendet – aber warum?

Der Grund ist aller Wahrscheinlichkeit nach rein psychologisch. Ein Plus im Depot ist weniger greifbar als ein realisierter Gewinn auf dem Konto. Genauso fühlt sich ein Minus im Depot weniger schlimm an als ein echter Verlust, schließlich könnte der Kurs sich ja noch erholen.

Ein solches Verhalten ist nicht nur ein typischer Anfängerfehler an der Börse: Es spricht auch dafür, dass kein rationales, sondern ein emotionales Handeln zugrunde liegt. Eine Handelsentscheidung sollte jedoch fundiert begründet sein und nicht auf dem Prinzip Hoffnung beruhen.

Hin und her macht Taschen leer

Im Börsenbereich ist allzu starker Aktionismus nicht empfehlenswert, denn für die meisten Börsentransaktionen fallen Gebühren an. Selbst wenn die Kosten von Kauf, Verkauf, Brokergebühren und Co. zwar zunächst nicht nach viel Geld aussehen, kann dadurch eine nicht geringe Summe zusammenkommen. Investor:innen, die viele Aktien kaufen und bereits nach kurzer Zeit wieder verkaufen, müssen also aufpassen, dass die Summe der Gebühren nicht den erhandelten Gewinn übersteigt.

Steckt Wahrheit in den Börsenweisheiten?

Börsenweisheiten sind logische Schlussfolgerungen oder Erfahrungswerte, die komplexe Zusammenhänge an den Märkten einfach formulieren. In vielen Fällen kann es für Anleger:innen durchaus sinnvoll sein, sie in Hinblick auf den eigenen Handel miteinzubeziehen.

Als konkretes Regelwerk sind sie allerdings nicht zu betrachten, weil zum einen aus Kursentwicklungen der Vergangenheit nicht mit Sicherheit auf die künftigen Entwicklungen geschlossen werden kann und zum anderen immer die konkrete Situation im Einzelfall betrachtet werden muss.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Was sind Börsenweisheiten?
Börsenweisheiten werden oft als die Bauernregeln der Börse betrachtet. Sie stellen komplexe Zusammenhänge an den Märkten einfach formuliert dar, und können eine sinnvolle Richtlinie für den eigenen Handel sein. Allerdings sind sie alles andere als unfehlbar.
Sind Börsenweisheiten wahr?
In einigen Börsenweisheiten steckt ein wahrer Kern – sie basieren teils auf Logik, teils auf Erfahrung und teils auf saisonalen Mustern. Allerdings solltest du dich nicht blind auf sie verlassen, da es im Einzelfall doch ganz anders kommen kann als vermutet.
Wie lautet eine gängige Börsenweisheit?
Eine gängige Börsenweisheit lautet „Sell in May and go away – but remember to come back in September.“

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