Im Gespräch mit PURELEI-Gründerin Alisa Jahnke
Alisa, falls irgendjemand dich oder dein Unternehmen PURELEI noch nicht kennt: Bitte erzähle uns etwas über dich und die Besonderheiten von PURELEI.
Ich bin Alisa Jahnke aus Mannheim, Co-Founderin von PURELEI und Mami von zwei wundervollen Kids. Ich probiere mein Bestes, um Unternehmertum, Kinder und Karriere so gut wie möglich zu vereinen und dabei auch ein Vorbild für andere Frauen zu sein, die mir auf verschiedenen Social-Media-Kanälen folgen.
PURELEI haben Frederik Jahnke, Etienne Espenner und ich 2016 gegründet, da steckte E-Commerce noch in den Kinderschuhen. Genauso wie das Social-Media- und Influencer-Marketing, was für uns ein sehr großer Wachstumshebel war, um PURELEI aufzubauen. Wir haben mittlerweile 180 Mitarbeiter:innen, haben sowohl unser Headquarter als auch unsere Logistik hier in Mannheim. Als Co-Founderin und in meiner aktuellen Rolle als Head of Brand bei PURELEI macht mir das mittlerweile im siebten Jahr noch unglaublich viel Spaß, weil man sich jeden Tag selbst verwirklichen kann und neuen Herausforderungen begegnet.
Wie kam es zur Gründung von PURELEI?
Mein Vater hat mir schon, als ich 12, 13 Jahre alt war, gesagt „Wenn sich irgendwann mal die Chance auftut, dich selbstständig zu machen, dann mach es auf jeden Fall.“ Er ist Physiotherapeut und Osteopath und selbst schwer krank. Hätte er sich nicht selbstständig gemacht, hätte er nicht mehr die Möglichkeit zu behandeln, aber da er seine eigene Praxis hat, kann er nach wie vor praktizieren. Mein Vater hat mir damals auch den Tennistrainerschein bezahlt und gesagt: „Dann kannst du Tennis-Trainerstunden geben und dein eigenes Geld verdienen.“ So kam meine Einstellung zum Thema Selbständigkeit zustande.
2016 habe ich dann Freddy kennengelernt, der mittlerweile mein Mann ist. Freddy und sein Geschäftspartner Etienne hatten schon einen E-Commerce-Store für Handy-Accessoires und ich habe ihnen noch als Studentin bei den Bestellungen geholfen. Das fand ich richtig spannend. Ein eigener E-Commerce-Store und die Selbständigkeit – das hat mich einfach total angezogen. Und von einem auf den anderen Tag kamen wir dann auf die Idee „Lass uns doch einmal noch etwas anderes ausprobieren“.
Welchen Hintergrund hat Schmuck als dein Produkt?
Ich bin für ein Auslandssemester auf Hawaii gewesen und war immer mit hawaiianischem Schmuck behangen. Dadurch war es offensichtlich, dass wir Schmuck kreieren, der Hawaii-inspired ist, weil wir nach einem Produkt gesucht haben, das wir selbst tragen würden. Außerdem haben wir ein Produkt gebraucht, das klein ist und wenig Platz wegnimmt, weil wir noch keine Lagerfläche hatten – das war ein weiterer USP von Schmuck. Für mich war klar „Das muss PURELEI heißen“, denn Lei ist die hawaiianische Blumenkette.
Dann hatten wir eine Testperiode von drei Monaten, um zu sehen, ob wir den richtigen Product-Market-Fit haben, Feedback vom Markt zu bekommen, Produkte zu verkaufen und aus dem Cashflow wachsen können. Diese Testphase lief sehr gut – das war der Anstoß, etwas Ernstes daraus zu machen.
PURELEI ist superschnell gewachsen – welche Erklärung hast du dafür und welchen Herausforderungen bist du dabei begegnet?
Ganz am Anfang haben wir gemerkt, dass wir alle drei frisch vom Studium kamen und noch nicht viel Berufserfahrung hatten. Wir haben dann im Jahr 2017 die ersten Mitarbeiter:innen im Customer Service für den Einzelhandel eingestellt und dabei hat sich recht schnell herauskristallisiert: Wir haben überhaupt keine Ahnung von Team-Leadership und wie man eine Organisation aufbaut. Wir mussten also recht viel lernen.
Eine weitere Herausforderung ergab sich durch das Wachstum, als wir in unserer eigenen Operationsabteilung sämtliche Bestellungen abfertigen mussten. Welche Software setzt du ein, um das Auftragsvolumen abzudecken und Lieferungen richtig zuzustellen? Mit Blick auf die ersten Jahre würde ich diese Dinge als größte Herausforderungen ansehen.
Was motiviert dich, mit PURELEI weiterzuwachsen?
Wir gehen gerne neue Wege und sind sehr kreativ. Es würde nicht zu uns passen, immer das Gleiche zu tun und uns nicht weiterzuentwickeln. Wir möchten mit PURELEI das Aloha-Feeling in die Welt tragen und viele Aloha-Glücksmomente kreieren. Diese Zahl ist nicht endlich, sondern geht konstant nach oben. Das geht einher mit dem Wachstum, das wir generieren möchten.
Kannst du etwas zu den Werten von PURELEI sagen? Was ist dir als Organisationslead wichtig und was inspiriert dich?
Ein wichtiger Punkt und einer unserer Core-Values ist: Wir leben Aloha. Das heißt, wir gehen respektvoll miteinander um, haben Spaß bei der Arbeit, begegnen uns auf Augenhöhe und wollen das Aloha-Lebensgefühl nach außen transportieren. Das funktioniert nur, wenn alle Mitglieder unseres Teams dieses Gefühl auch intern leben.
Ein Vorbild von mir ist in dem Zusammenhang Sara Blakely, die Gründerin von Spanx. Ich würde behaupten, dass sie Spanx weit über 10 Jahre als Geschäftsführerin extrem erfolgreich geleitet hat. Gleichzeitig hat sie dabei noch vier Kinder in die Welt gesetzt und strahlt so viel Positivität aus – das finde ich sehr inspirierend.
Social Media ist ein essenzieller Bestandteil der Brand PURELEI. Wie schafft ihr es, in einem so schnelllebigen Themenfeld immer up to date zu bleiben?
Der Markt und das E-Commerce verändert sich so schnell – gerade, wenn man etwas neu gegründet hat. Man stellt sich dann immer die Fragen: Was ist, wenn man vielleicht irgendwann mal nicht mehr angesagt ist? Oder wenn es jemanden anderen gibt, der im Moment cooler ist? Das sind Gedanken, die einen tagtäglich beschäftigen und bei denen man einen guten Kanal finden muss, wie man damit umgeht.
Oder man gibt jeden Tag sein Bestes, nimmt aktiv Opportunities wahr und etabliert im Unternehmen einen Kernprozess, mit dem man Entwicklungen des Marktes sehen und schnell ansteuern kann. Das hilft uns dabei, auch weiterhin Social-Media-Trendsetter zu bleiben.
Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, Ruhe zu bewahren und die Dinge mit einem klaren Kopf einzusteuern. Das kann man aber ehrlich gesagt nicht immer. Da kommt auf einmal Twitch und dann kommt TikTok und du weißt überhaupt nicht mehr: Was ist jetzt wichtiger und worum soll sich das Team kümmern? Für mich ist das sehr herausfordernd, weil mein Herz für Marketing schlägt.
Wie gut funktioniert es im Zusammenhang von neuen Entwicklungen am Markt und bei Technologien, etwas an deine Mitarbeitenden abzugeben?
Es ist wichtig, dass man Leute im Team hat, die mit den Core-Values und der Performance zu uns passen. Wenn ich weiß, dass eine Person etwas besser macht als ich, habe ich da gar kein Problem mit. Viele Mitarbeiter:innen in unserem Team sind einfach Expert:innen und in so vielen Dingen viel besser als ich.
Am Anfang war man gewöhnt, alles selbst zu machen; da war es dann schon eine Herausforderung, etwas abzugeben. Aber mittlerweile sage ich einfach: „Du bist der Experte, ich bin da, um dich zu supporten, wenn du sprechen möchtest und Feedback brauchst. Du entscheidest, weil du die Expertise hast.“ Und dass man das abgeben kann, ist wirklich etwas, was ich über die Jahre lernen musste.
Wir gehen gerne neue Wege und sind sehr kreativ. Es würde nicht zu uns passen, immer das Gleiche zu tun und uns nicht weiterzuentwickeln.
Direct 2 Customer bei Mode und Lifestyle verbinden viele mit eher unpersönlichen Megaplattformen. Deine Vorstellung von D2C ist eine andere – erzähle uns doch bitte etwas darüber.
Wir sind E-Commerce. Wir sehen die Bestellungen reinkommen, aber wer steckt hinter jeder Bestellung? Erst einmal jemand aus der Community oder eine Kundin bzw. ein Kunde. Und was man nie vergessen darf, ist, dass wir viele Dinge machen, um eine besondere Experience und Glücksmomente zu schaffen.
Wir sind im engen Austausch mit der Community und veranstalten regelmäßig Events – ein- bis zweimal im Jahr auch größere. Letztes Jahr im August hatten wir zum Beispiel das PURELEI-Festival mit 4500 Personen. Außerdem haben wir kleinere Events bei uns im Office, wo wir einmal im Monat Personen aus der Community einladen und sagen „Komm, wir machen hier einen Brunch, einen Flowercrown-Workshop oder du kannst dir deine Produkte bei uns personalisieren.“ Wir haben auch angefangen, die Kund:innen zu fragen, welche Produkte und Designs sie möchten. Wir machen also sehr viel, um im ganz engen Austausch mit unserer Community zu sein.
Wir möchten mit PURELEI das Aloha-Feeling in die Welt tragen und viele Aloha-Glücksmomente kreieren. Diese Zahl ist nicht endlich, sondern geht konstant nach oben.
Klingt nach einer Menge Arbeit beim Community Management. Wie bewältigt ihr diesen Workload? Und bleibt hier überhaupt noch Zeit für Weiterentwicklungen?
Wir haben zwei tolle Community-Manager bei uns im Team, die jeden Tag auf Social Media alle Anfragen und Nachrichten händisch beantworten. Natürlich haben wir auch einen Chatbot auf der Webseite, wenn es darum geht, Serviceanfragen zu automatisieren, weil wir manchmal auch nicht ganz hinterherkommen. Aber den direkten Austausch mit der Community übernehmen PURELEI Team Members.
Was wir jetzt noch umsetzen wollen, ist, dass wir unseren Customer Service mit der Brand zusammenlegen. Unsere Customer-Service-Team Members haben das größte Know-how, haben unsere Kund:innen jeden Tag am Ohr und wissen ganz genau, was diese wollen. Deswegen habe ich auch gesagt, dass ich das Team bei mir haben möchte, weil ich jeden Tag ganz genau wissen will: Was möchte die Community? Was beschäftigt sie? Wie kann ich dieser Glücksmomente bescheren? Das waren jetzt ein paar Dinge, die wir tun, um das Ganze so D2C wie möglich aufzubauen.
Zu deinen Partnerschaften gehört auch American Express. Wie hat dir Amex dabei geholfen, diesen Weg zu gehen?
Die Partnerschaft mit American Express besteht schon seit 2018. Da wir ja aus dem eigenen Cashflow gewachsen sind, gibt es bestimmte Phasen wie das erste Quartal, die etwas schwächer bei uns sind als andere Quartale. Da noch mal längere Zahlungsziele zu haben und das Ganze effektiv timen zu können, ist unheimlich hilfreich. Seit fünf Jahren nutzen wir Amex auch für all unsere Paid-Social-Ausgaben, die jeden Monat im sechsstelligen Bereich sind. Von unserem Marketing Spend laufen da 50 % des Budgets drüber, was wirklich einiges ist.