Gehaltsanpassung wegen Inflation: Das sollten Arbeitnehmende bedenken
Die Inflation als alleiniges Argument für eine Gehaltsanpassung zu nutzen, geht für Mitarbeitende langfristig eher mit Nachteilen einher. Eine Analyse von Statista zeigt, dass die Inflationsrate in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre zwischen 0,5 und 3,1 Prozent betrug[1].
Geht man davon aus, dass bei jährlichen Verhandlungen eine Erhöhung des Bruttoeinkommens zwischen 5 und 10 Prozent verhandelbar ist, wären Arbeitnehmer:innen durch einen reinen Inflationsausgleich des Gehalts somit in einer deutlich schlechteren Position. Dementsprechend sollte das Thema Inflation bei Gehaltsverhandlungen allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen.
Die traditionellere Herangehensweise an Gehaltsgespräche erscheint hier wesentlich sinnvoller: Mitarbeitende sollten ihre individuellen Stärken und Leistungen betonen, die Arbeitgeber:innen einen Mehrwert bringen. Erfolgreich absolvierte Projekte oder bei Weiterbildungen neu erworbene Kompetenzen sind überzeugendere Argumente als die steigende Inflation.
Wie KMUs mit der Forderung nach Inflationsausgleich umgehen können
Auch für KMUs stellt eine steigende Inflation eine Herausforderung dar, weil beispielsweise Lieferanten die Preise für Produktionsmaterialien anheben oder für Dienstleistungen entlang der Lieferkette höhere Kosten nach sich ziehen. Ob angesichts dieser finanziellen Zusatzbelastung noch Kapazitäten für einen Inflationsausgleich beim Gehalt der Belegschaft bestehen, muss jedes Unternehmen individuell kalkulieren.
Blockquote: Die Inflation als alleiniges Argument für eine Gehaltsanpassung zu nutzen, geht für Mitarbeitende langfristig eher mit Nachteilen einher.
Sollten Mitarbeitende Ihres Unternehmens mit der Anfrage einer Gehaltsanpassung aufgrund von Inflation an Sie herantreten, die Ihr Budget übersteigen würde, sollten Sie in jedem Fall ein offenes Gespräch führen. Kommunizieren Sie hier nicht von oben herab, sondern führen Sie als Führungskraft mit Ihren Angestellten einen Dialog auf Augenhöhe, in dem Sie die Situation Ihres Betriebs ehrlich darlegen und um Verständnis bitten. Ein möglicher Kompromiss könnte in Form einer Sonderzahlung bestehen, die Ihr Unternehmen nicht monatlich belastet.
Gleichzeitig können Sie Ihrer Belegschaft vermitteln, dass Ihr Unternehmen an den notwendigen Schritten arbeitet, um den negativen Folgen der allgemeinen Verteuerung erfolgreich entgegenzuwirken. Wenn Sie der Inflation mit effektiven Maßnahmen begegnen, können Sie Ihre wirtschaftliche Lage schnell und gezielt stabilisieren. Dadurch gewinnen Sie die nötigen monetären Mittel, um einen Inflationsausgleich beim Gehalt Ihrer Mitarbeitenden finanzieren zu können.
Inflation und Gehalt: Belegschaft und Geschäftsleitung sollten aufeinander zugehen
Die Folgen einer steigenden Inflation tragen alle Mitglieder eines Unternehmens. Umso wichtiger ist es, dass sowohl Mitarbeitende, die mittlere Führungsebene als auch die Unternehmensführung einen Kompromiss finden und der Situation gemeinschaftlich begegnen. Dass Arbeitnehmer:innen nach einer Gehaltsanpassung aufgrund der Inflation fragen, ist zwar durchaus verständlich. Zu kommunizieren, dass in manchen Fällen aber das Interesse des Unternehmens als Ganzes diesbezüglich Vorrang hat, ist eine komplizierte, unliebsame, aber eben auch notwendige Herausforderung für Geschäftsleitungen.
Das Wichtigste haben wir hier noch einmal für Sie zusammengefasst:
- Die Inflation ist im Jahr 2021 im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren deutlich gestiegen.
- Eine steigende Inflation sollte von Arbeitnehmer:innen nicht als alleiniges Argument für Gehaltsanpassungen angeführt werden.
Durch einen offenen Dialog mit der Belegschaft und dem Betreiben von effektivem Risikomanagement können Unternehmen auf die Inflation reagieren.