Das Konzept der 4-Tage-Woche: Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
In Deutschland wird die 4-Tage-Woche bisher nur von einzelnen Unternehmen eingeführt. Andere Länder sind da mutiger und setzen sie auf verschiedene Arten um – drei davon sind besonders oft vertreten. Wir geben Ihnen einen Überblick:
Die 4-Tage-Woche in anderen Ländern
Einige Länder – wie beispielsweise Belgien – haben die 4-Tage-Woche nach einer Testphase bereits fest eingeführt. Hier gibt es das Recht auf eine verkürzte Arbeitswoche bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit. Die Arbeitnehmenden arbeiten an vier Tagen pro Woche jeweils zehn Stunden pro Tag und haben dann am fünften Tag frei. Auch Island hat mittlerweile eine etablierte 4-Tage-Woche. Hier hat sich eine 35-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt durchgesetzt – jedoch nur in der öffentlichen Verwaltung.
Andere Länder hingegen befinden sich zurzeit noch in der Testphase. In den USA nehmen beispielsweise 38 Unternehmen an einem sechsmonatigen Experiment teil: Reduzierte Arbeitszeit ohne Gehaltskürzung. Großbritannien erprobt währenddessen das 100:80:100-Modell: 100 % Produktivität, 80 % Arbeitszeit und 100 % Lohn.
Die 3 gängigsten Arbeitszeitmodelle
Die Umsetzung in anderen Ländern zeigt, dass es mehrere mögliche Arbeitszeitmodelle gibt. Diese können dann je nach Bedarf von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden angepasst werden. Zu den gängigen Modellen zählen:
- Gleichbleibende Wochenarbeitszeit verteilt auf 4 Tage, wobei die tägliche Arbeitszeit verlängert wird
- Verkürzte Wochenarbeitszeit mit entsprechend weniger Gehalt
- Verkürzte Wochenarbeitszeit mit gleichbleibendem Gehalt
Verkürzte Arbeitswoche: Vorteile für Ihr Unternehmen
Bei der Umsetzung der 4-Tage-Woche haben Sie viele Möglichkeiten. Doch lohnt sich das Konzept wirklich? Wir haben die Vorteile für Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende auf einen Blick:
Mehr Fachkräfte
In der heutigen Zeit trägt die 4-Tage-Woche dazu bei, sich als attraktives Unternehmen zu positionieren. Dies kann insbesondere für kleinere Betriebe einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung von Fachkräften darstellen.
Zufriedene Mitarbeitende
Die 4-Tage-Woche hat einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Daher ist sie von entscheidender Bedeutung für ein Unternehmen – denn zufriedene Mitarbeiter:innen arbeiten effizienter. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel So steigern Sie die Mitarbeiterzufriedenheit im gesamten Employee Life Cycle.
Verbesserte Work-Life-Balance
Eine verkürzte Arbeitswoche schafft mehr Freizeit. Diese können Sie nutzen, um Ihren Hobbys nachzugehen oder Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
Erhöhte Produktivität
Drei arbeitsfreie Tage in der Woche bieten Mitarbeitenden mehr Erholung. Das wirkt sich positiv auf die Produktivität aus, denn nach dem verlängerten Wochenende kehrt Ihr Team konzentrierter, motivierter und mit frischen Ideen an den Arbeitsplatz zurück.
Die 4-Tage-Woche hat einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit.
Umsetzung der 4-Tage-Woche – das müssen Sie beachten
Die 4-Tage-Woche kann nicht ohne Weiteres in Ihrem Unternehmen eingeführt werden. Hier finden Sie einige Aspekte, die es zu beachten gilt:
Schrittweises Vorgehen
An die Umsetzung der 4-Tage-Woche sollten Sie sich schrittweise herantasten. Klären Sie zunächst die Frage, welches Modell für Ihr Unternehmen infrage kommt. Teilen Sie Ihre Vorstellungen mit Ihren Mitarbeitenden und geben Sie ihnen Zeit, um die Idee auf sich wirken zu lassen. Sowohl vor der Einführung als auch währenddessen ist der kontinuierliche, offene Dialog mit den Mitarbeitenden unerlässlich – welche Hürden, Änderungswünsche oder Vorschläge haben sie? Es ist zudem ratsam, die verkürzte Arbeitswoche erst einmal nur testweise einzuführen, um sich die Option zurück zur 5-Tage-Woche offenzulassen.
Arbeitsrechtliche Vorgaben
Als Arbeitgeber:in bleibt es Ihnen überlassen, wie Sie die Wochenarbeitszeit auf die einzelnen Wochentage verteilen. Allerdings gibt es Einschränkungen, die geprüft werden müssen: etwa die verbindlich festgelegte Verteilung im Arbeitsvertrag oder tarifliche Regelungen; sowie Vorschriften bezüglich Höchstarbeitszeit, Pausen und Überstunden. Zudem müssen Sie zur Reduktion der Arbeitszeit die Zustimmung aller Mitarbeitenden einholen.
Branchenspezifische Voraussetzungen
Die Umsetzung der 4-Tage-Woche ist je nach Branche leichter oder schwerer einzuführen. Blicken wir beispielsweise auf die Pflege- und Gesundheitsbranche. Hier könnte ein zusätzlicher freier Tag nur gestattet werden, wenn eine ausreichende Versorgung durch zusätzliches Personal sichergestellt wäre. Doch gerade in dieser Branche herrscht ohnehin bereits akuter Fachkräftemangel. Daher wäre eine verkürzte Arbeitswoche hier zurzeit undenkbar.
Verkürzte Arbeitswoche: die Zukunft der Arbeitswelt?
Die 4-Tage-Woche wird in Deutschland nur von wenigen Unternehmen umgesetzt. Allerdings zeigen sich bereits einige Erfolgsversuche, auch in anderen Ländern. Es lohnt sich durchaus, dem Konzept eine Chance zu geben, da es viele Vorteile mit sich bringt. Die wichtigsten Aspekte hier noch einmal für Sie zusammengefasst:
- Es gibt drei gängige Arbeitszeitmodelle, die – falls erforderlich – an die unternehmensspezifischen Anforderungen angepasst werden können.
- Die verkürzte Arbeitswoche hat einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die Work-Life-Balance sowie Produktivität der Mitarbeitenden und die Rekrutierung von Fachkräften.
- Bei der Einführung der 4-Tage-Woche sollten Sie Schritt für Schritt vorgehen und nichts überstürzen, da in Deutschland arbeitsrechtliche Vorgaben sowie branchenspezifische Voraussetzungen berücksichtigt werden müssen.