Einst galoppierten Kuriere mit eiligen Depeschen über den Rennsteig – er diente als Verbindungsstrecke zwischen wichtigen Orten im Thüringer Wald. Gleichzeitig bildete er die Grenze zwischen dem Herzogtum Franken und der Landgrafschaft Thüringen. Davon zeugen noch etwa 1.300 historische Grenzsteine entlang der Strecke. Heute zählt der Rennsteig zu den beliebtesten und schönsten Fernwanderwegen Deutschlands.
Routenverlauf
Über Gipfel und durch verwunschene Täler vorbei an historischen Stätten
Auch wenn der Rennsteig in entgegengesetzter Richtung gewandert werden kann, beginnt die mehrtägige Wanderung traditionell im Eisenacher Stadtteil Hörschel. Hier sollte jeder einen Kieselstein aus der Werra fischen und in die Tasche stecken. Dann geht es los: vorbei an der Wartburg durch die mystische Drachenschlucht, dem Ort Clausberg und dem Vaecher Stein, einem der wichtigsten historischen Pässe des Thüringer Waldes.
Weiter geht es durch Laub- und Nadelwälder, über Gipfel und durch verwunschene Täler, über blühende Bergwiesen und vorbei an historisch bedeutsamen Stätten wie Allzunah, in der die von Frank Wenzel begründete Glashütte lag – „all zu nah“ am Konkurrenzunternehmen in Stützerbach. Der Dreistromstein hinter Friedrichshöhe (Etappe 4) weist auf eine geologische Besonderheit der Region hin: Sie ist eine der wichtigsten Wasserscheiden in Mitteleuropa, da von hier aus das Wasser entweder in die Elbe, den Rhein oder die Weser fließt.
Wichtigste Infos zur Rennsteigwanderung im Überblick:
- Länge: 168,6 Kilometer in acht Etappen (jeweils zwischen 20 und 30 Kilometern)
- Gehzeit: circa 45 Stunden
- Rundweg: nein
- Wegmarkierung: ein weißes R
- zu überwindende Höhenmeter: 2.787 hinauf, 2.568 hinunter
- Schwierigkeit: mittel
- Wegbeschaffenheit: Wanderwege, Forstwege, Straßen
- Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: ja
- mit Kinderwagen befahrbar/barrierefrei: nein
- per ÖPNV erreichbar: ja
- erforderliche Ausrüstung: robuste Trekkingschuhe und wettergerechte Kleidung, ausreichend Proviant und Wasser, Sonnenschutz, Smartphone/Handy (für Notrufe), Notfall-App der Region, Karte, ggf. GPS, Erste-Hilfe-Ausrüstung
- Unterkünfte: Ferienwohnungen und -häuser in diversen Orten an der Strecke
Drei Highlights, die überzeugen
- Als wahrscheinlich älteste Fernwanderung Deutschlands und historische Verbindungsstrecke wandern Besucher:innen auf dem Rennsteig direkt durch die Geschichte des Thüringer Waldes.
- Über die „Rennsteigleitern“ gibt es am Weg immer wieder Abstiege in die teils sehr pittoresken Orte.
- Die Tour bietet fantastische Ausblicke auf Wälder, Burgen, Schlösser und Dörfer.
Über Grenzen gehen: Wandern zwischen Thüringen und Bayern
Attraktive Einkehrmöglichkeiten gibt es am Rennsteig im gesamten Streckenverlauf. Für die „Kalte Küche“ am Weg gilt das allerdings nicht: Statt einer Gaststätte handelt es sich hierbei um einen Gebirgsübergang der Handels- und Heerstraße von Nürnberg nach Judenbach. Heute befindet sich hier das Naturparkinformationszentrum Spechtbrunn – eines von vielen entlang der Route des Fernwanderwegs.
An der Schleifenwiese lenken Wandernde ihre Schritte anschließend durch die jüngere Geschichte Deutschlands. Hier passieren sie die Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern; ein Gedenkstein erinnert an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, die in der achten und letzten Etappe noch weitere zwei Male überquert wird. Heute ist der ehemalige todbringende Grenzstreifen ein Biotop, in dem seltene Tier- und Pflanzenarten gedeihen.
Die Wanderung endet auf der Selbitzbrücke in Blankenstein. Nicht vergessen, den Stein vom Startpunkt aus der Werra hier in den Fluss zu werfen! Es soll Glück bringen.
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Tipps für die Rennsteigwanderung
„Auch Umwege erweitern den Horizont“, konstatierte einst der Schriftsteller Ernst Ferstl. Das trifft auch in diesem Fall zu: Es lohnt sich, hier und da einen Abstecher zu machen, denn die schönsten Ausblicke tun sich häufig ein wenig abseits vom Rennsteig auf. Allein der Abstieg über die sogenannten Rennsteigleitern in die Ortschaften ist reizvoll. Wer möchte, kann die Strecke auch mit dem Mountainbike abfahren – oder im Winter die Langlaufski unterschnallen.
Besonders praktisch: Organisierte Wanderungen mit Übernachtungen, Verpflegung und Gepäcktransport sind möglich.
Besonders spektakulär: Der Ausblick vom Großen Inselsberg über den Thüringer Wald (Etappe 2).