Lanserhof Sylt: „Die Gäste kommen in eine Phase voller Produktivität“

Wer das erste Mal in den Lanserhof auf Sylt kommt, muss genau hingucken, um den Eingang des neuen Gesundheitszentrums zu finden. Nur ein kleines Schild weist auf den Prachtbau mit dem größten Reetdach der Insel hin. Auf Diskretion wird wert gelegt, ohne vorherige Anmeldung kommt niemand zur Rezeption.

Das hat seinen Grund, denn in dem Medical Health Resort der Luxusklasse verkehren viele Prominente, Industrielle und andere Sylt-Liebhaber:innen, die gerne unter sich sind und mit der legendären Lanserhof Kur ihre Gesundheit auf Trab bringen wollen. Wie das Konzept des Hauses aussieht, was den Neubau auf Sylt von den anderen Lanserhöfen unterscheidet und was Mönche aus Kathmandu dort vorhaben, verrät der ärztliche Direktor Dr. Jan Stritzke im AMEXcited-Interview.

Herr Dr. Stritzke, was unterscheidet den Lanserhof von anderen Wellnesshotels der Spitzenklasse?

Das ist überhaupt nicht vergleichbar, wir sind ein Medical Spa und kein Wellnesshotel. Wir haben natürlich auch ein wunderschönes Hotel mit 5-Sterne-Komfort hier, doch unsere Gäst:innen erhalten auch eine medizinische Behandlung.

Im Mittelpunkt dieser Behandlung steht die Lanserhof Kur, das ist eine Fastenkur, die ihren Ursprung in der Idee der Milch-Semmel-Kur des österreichischen Arztes Franz Xaver Mayr hat. Sie wurde als Teil des einzigartigen Lanserhof Concept zu einer Kur nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen der Lanserhof Ärzt:innen und Expert:innen weiterentwickelt.

Wir bieten ein umfangreiches Präventionskonzept, das die Probleme der heutigen Zeit in den Fokus nimmt: Stress, Bewegungsmangel und schlechte Ernährung. Die Startbelegung des Resorts umfasst alleine im medizinischen Bereich 50 Personen, darunter Ärzt:innen, Therapeut:innen und Krankenpfleger:innen.

Wie werden Gäst:innen im Lanserhof auf Diät gesetzt?

Das kommt ganz auf den Grund des Aufenthalts an. Gäst:innen mit Ziel Gewichtsreduktion bekommen einen anderen Plan als Diabetiker:innen, die ihre Krankheit heilen möchten. Von einer aggressiven mehrtägigen Kur nur aus Tee und Brühe bis hin zu einer leicht bekömmlichen, vollwertigen Ernährung ohne Verzicht ist alles möglich, solange es sich um eine diätische Therapie handelt.

Die Besucher:innen müssen deshalb auch für mindestens sieben Tage einchecken, da sich Geist und Körper die ersten vier Tage einer Fastenkur in einer Krise befinden. Das äußert sich beispielsweise durch Kopfschmerzen oder schlechte Laune. Dafür geht es den Gäst:innen nach Abschluss der Therapie umso besser, sie kommen in eine euphorische Phase voller Produktivität.

Und wenn sich ein:e Besucher:in zwischendurch mal eine Currywurst oder einen Abend auf der „Whiskymeile“ im benachbarten Kampen gönnt?

Das kommt sicherlich vor, ist jedoch nicht sehr klug, da diese Gäst:innen in ihrer Therapie dann wieder auf null zurückgeworfen werden. Und es gibt einige messbare Parameter, an denen wir eine solche Unterbrechung der Kur sofort ablesen können. Aber das ist die Ausnahme, da die Menschen in der Regel ja freiwillig herkommen.

Was macht den Lanserhof auf Sylt so besonders?

Zunächst einmal die erhöhte Lage mitten in den Dünen – einer der fantastischen Orte auf Sylt, von der die Inselbesucher:innen sowohl das Meer als auch das Watt sehen können. Dann die Heidelandschaft, die gute Nordseeluft und die vollkommene Ruhe.

Und nicht zuletzt ist das Resort mit den modernsten medizinischen Geräten ausgestattet, für die Therapie und für die Diagnostik. Unsere Besucher:innen können alle Vorsorgeuntersuchungen während ihres Aufenthalts auf einmal absolvieren, das spart eine Menge Zeit.

Nennen Sie doch mal drei Highlights.

Wir haben einen 3D-Scanner zur Hautkrebsvorsorge, der mit nur einer Aufnahme beinahe die gesamte Hautoberfläche in Makroauflösung erfasst. Mithilfe künstlicher Intelligenz können Ärzt:innen pigmentierte Läsionen und gestreute Hautkrankheiten kartografieren und beobachten. Davon gibt es genau elf Geräte in ganz Deutschland.

Dann verfügen wir über drei Kältekammern, in denen es bis zu minus 121 Grad kalt werden kann, die sich zur Schmerztherapie eignen. Chronische Gelenkbeschwerden oder Hauterkrankungen können auf diese Weise hervorragend behandelt werden, Patient:innen sind danach bis zu neun Monate beschwerdefrei.

Und unsere Hotelbetten sind mit einem speziellen Lattenrostsystem ausgestattet, das für Gäst:innen mit Rückenschmerzen individuell angepasst werden kann. Zudem werden die Betten zur Temperaturregelung mit Luft durchströmt, dadurch schlafen die Gäst:innen tiefer und länger und es bilden sich kaum Milben, wovon vor allem Asthmatiker:innen profitieren.

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit dem Resort an?

Es kommen Menschen aller Altersgruppen, vom gerade erst Volljährigen bis zur Greisin. Wir haben gestresste Manager, Berufssportlerinnen und Menschen, die ihre Darmprobleme in den Griff bekommen wollen. Im Durchschnitt sind unsere Gäst:innen zwischen 40 und 45 Jahre alt. Jede:r stellt sich das Programm individuell zusammen und besucht die bereits etablierten Lanserhöfe im Schnitt ein- bis zweimal im Jahr. Die meisten sind Stammkund:innen.

Wir sind allerdings keine Betty-Ford-Klinik, also bieten keinen Drogen- oder Alkoholentzug an. Obwohl es bei uns auch keinen Alkohol gibt – eine Bar haben wir zwar, aber an der wird nur Tee ausgeschenkt.

Sie bieten auch Naturheilverfahren an und wollen Mönche aus Kathmandu einfliegen lassen, um die Räume auszuräuchern. Das klingt ein wenig nach Voodoo ...

Keineswegs. Die klassische Schulmedizin und Naturheilverfahren ergänzen sich hervorragend. Energetische Therapien beispielsweise haben nachweisbare Effekte. Und durch das Ausräuchern mit Weihrauch lassen sich die Stimmung und Psyche der Gäst:innen positiv beeinflussen. Naturheilkunde, die nicht wissenschaftlich belegt ist, bieten wir nicht an.

Auch nach der Eröffnung wird im Lanserhof auf Sylt weiter gewerkelt. Was ist noch geplant?

Wir haben den einzigen Tunnel der Insel, er verbindet das Hotel mit dem Diagnostikzentrum am Wasser unterhalb der Düne. In diesem Komplex werden noch weitere Zimmer errichtet sowie modernste Diagnostikabteilungen. Auch die Gynäkologie, die Zahnmedizin sowie ein Privatfitnessstudio bekommen noch ihre eigenen Räume.

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