Wer macht sich Ihrer Erfahrung nach auf den Jakobsweg?
Es gibt viele Gründe, aus denen Menschen auf dem Jakobsweg pilgern. Viele haben eine religiös-spirituelle Motivation, andere sehen die Strecke als sportliche Herausforderung. Immer wieder treffen wir zudem Pilger:innen, die mit einem bestimmten Problem unterwegs sind – für dessen Lösung gibt es nach meiner Einschätzung kaum etwas Besseres als zu pilgern. Weil du dabei wieder Zeit hast für dich, zum Nachdenken, zum Aufarbeiten. Du bist nicht abgelenkt, nicht fremdbestimmt durch Termine. Ich empfehle: Wenn dir der Alltag über den Kopf wächst, geh pilgern!
Was empfehlen Sie Menschen, die den Jakobsweg zum ersten Mal gehen möchten?
Zuerst sollten sie festlegen: Welchen Weg möchte ich eigentlich gehen? Es gibt ja mehrere Jakobswege, die sogenannten Caminos. Untrainierten würde ich den portugiesischen Weg ans Herz legen, den Caminho Portugues von Porto nach Santiago, der ist von der Struktur her nicht so schwierig und landschaftlich äußerst reizvoll. Außerdem ist er mit einer Länge von etwa 240 Kilometern eher kurz.
Allen, die ein gewisses Level an Fitness haben, empfehle ich den klassischen Jakobsweg, den Camino Francés. Der ist etwa 800 Kilometer lang, es dauert ungefähr fünf Wochen, ihn zu bewandern. Insgesamt aber empfehle ich: keine Hemmungen. Du wirst schon am Ziel ankommen.
Was ich Jakobsweg-Debütant:innen noch mit auf den Weg geben möchte, ist der Tipp, Schuhe zu wählen, die bereits eingelaufen sind, niemals neues Schuhwerk. Und nicht zu schnell starten. Das rächt sich sonst nach drei bis fünf Tagen, dann schmerzen die Gelenke oder es gibt Blasen.
Viele Jakobswege führen nach Santiago
Die berühmteste Jakobsweg-Route ist der Hauptweg Camino Francés, der bereits im 11. Jahrhundert entstand und die Städte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und Léon verbindet. Dieser Hauptweg steht auf der UNESCO-Liste der Welterbestätten. Daneben gibt es ein Netz von Jakobsweg-Pilgerrouten, die quer durch Europa nach Santiago führen und sich an historisch nachweisbaren Pilgerwegen orientieren.
Was brauche ich an Verpflegung?
Große Jausenpakete braucht niemand mitzuschleppen, die belasten nur. Am Morgen gibt’s normalerweise ein gutes Frühstück und für unterwegs empfehle ich Energieriegel oder Energygels für Sportler:innen. Ansonsten liegen auf dem Weg immer wieder Bäckereien oder Tapasbars, in denen man sich stärken kann.
Ganz, ganz wichtig: Wasser. Das sollte man immer ausreichend dabeihaben. Ratsam sind PET-Flaschen, weil die kein zusätzliches Gewicht haben. Metallflaschen oder gar Thermoskannen sind nach meiner Erfahrung viel zu schwer.
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Was zeichnet das Wandern auf dem Jakobsweg aus?
Zum einen die nahezu perfekte Infrastruktur des Jakobsweges. Der Weg ist optimal ausgewiesen, überall finden sich die gelben Richtungspfeile und eine Abbildung der Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen der Pilger:innen.
Außerdem gibt es zahlreiche Herbergen am Weg, in denen Pilger:innen gegen eine geringe Gebühr nächtigen können. Die Struktur der sogenannten Refugios geht noch auf das Pilgerherbergsnetz aus dem Mittelalter zurück. Bei anderen Pilgerwegen musst du viel mehr selbst organisieren, sei es die Route oder Bed and Breakfast, Jugendherberge oder Hotel auf der Strecke.
Davon abgesehen ist gerade der Camino Francés landschaftlich einfach großartig und überaus geschichtsträchtig. Meine Frau und ich planen immer nach sieben Tagen einen Ruhetag an einem der vielen hübschen Orte ein, die am Weg liegen. Zum einen, um Wäsche zu waschen und uns etwas zu erholen, zum anderen, um Kunst und Kultur zu genießen.
Gepäcktipps für den Jakobsweg: Ich packe meinen Rucksack ...
- Jakobsmuschel, die als Erkennungszeichen der Pilger:innen klassischerweise an den Rucksack geheftet wird
- Pilgerpass, in dem du Stempel sammelst, die du an unterschiedlichen Etappenzielen auf dem Weg nach Santiago erhältst
- Merinounterwäsche, die ist sehr atmungsaktiv und geruchsneutral
- Wanderhose mit zipbarem Beinteil für tagsüber und eine Hose für abends
- Als Oberteile T-Shirt, Vliesjacke und Anorak
- Mehrere Paar Socken
- Einen Hut, der dich vor der Sonne schützt
- Regencape, das dich und den Rucksack bei Regen trocken hält
- Seidenschlafsack, der wiegt sehr wenig und darin zu schlafen ist hygienischer als direkt unter den Decken in den Herbergen
- Hygieneartikel wie Zahnbürste, Zahncreme und Seife
- Erste-Hilfe-Set mit (Blasen-)Pflaster und Desinfektionsspray
- Faltbarer Wanderstock aus Carbon, der unterstützt, ist praktisch und besonders leicht
- Smartphone oder Karte zur Orientierung
Laufe ich den Jakobsweg besser allein oder zusammen mit anderen?
Nach meiner Erfahrung funktioniert das Pilgern allein oder zu zweit am besten. Mit mehreren wird zu viel diskutiert, es kann zu Reibereien kommen: Die einen wollen weiterziehen oder schneller laufen, andere können nicht mehr und so weiter. Wenn dir der Gedanke nicht behagt, allein zu gehen, kannst du dich auch einer Pilgerreisegruppe anschließen. Das hat den Vorteil, dass man nur sein Tagesgepäck zu tragen braucht, und wenn es mal nicht mehr geht, fährt man mit dem Bus weiter, der die Tour begleitet.
Ferdinand Tremls Must-sees am Camino Francés
- Die Santa María de Eunate ist eine mystische romanische Kapelle mit faszinierender Architektur auf freiem Feld östlich von Puente la Reina. Sie ist achteckig mit umlaufendem Rundbogen-Arkadengang.
- Die gotische Kathedrale von Burgos mit reich verzierten Turmkonstruktionen steht aufgrund ihrer herausragenden Architektur seit 1982 auf der UNESCO-Welterbeliste.
- Die Kathedrale von León ist vor allem wegen ihrer 125 bis zu 12 Meter hohen Fenster berühmt, die in der Zeit vom 13. bis 20. Jahrhundert geschaffen wurden.
- Im Bischofspalast von Astorga, der nach den Plänen des Ausnahmearchitekten Antoni Gaudí erbaut wurde, ist heute das Museum des Jakobsweges, Museo de los Caminos, untergebracht.
- Die mittelalterliche Festung Burg von Ponferrada wurde im 12. Jahrhundert von den Tempelrittern erbaut, unter anderem um Pilger:innen auf dem Jakobsweg zu schützen.
- Das Benediktinerkloster Samos wurde bereits im 6. Jahrhundert gegründet und beherbergt den mit 3.000 Quadratmetern größten Kreuzgang in Spanien.
Welche Herausforderungen warten auf dem Jakobsweg?
Es mag banal klingen, aber das Wetter spielt wirklich eine wichtige Rolle. Einen Tag Regen steckt man locker weg, mehrere Tage hintereinander können ganz schön zehren und herausfordernd sein. Für solche Zeiten ist übrigens eine Pelerine perfekt. Dieses Regencape hat im Unterschied zur Jacke den Vorteil, dass du sie über den Rucksack ziehen kannst. So läuft dir kein Wasser in den Nacken.
Und dann gibt es natürlich teils anstrengende Passagen, zum Beispiel die Meseta, das ist die unter Pilger:innen klassisch gefürchtete Strecke. Sie liegt auf etwa 1.000 Meter Höhe und führt etwa zwei, drei Tage nur geradeaus, Schatten gibt es so gut wie keinen. Die ebene, ziemlich karge Landschaft verändert sich kaum und vermittelt das Gefühl, kaum voranzukommen. Das kann aufs Gemüt schlagen. Und die Gefahr für Blasen steigt, wenn sich der Untergrund kaum verändert. Da ist man heilfroh, wenn man am Horizont endlich eine Ortschaft sieht.
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Wie sind Sie selbst darauf gekommen, den Jakobsweg zu pilgern?
Freunde hatten meiner Frau und mir davon vorgeschwärmt. Anschließend war eigentlich sie die treibende Kraft und ich habe mich darauf eingelassen. Und so sind wir 1999 erstmals den Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de Compostela gegangen. Die Erfahrung war überwältigend, anders als alles, was ich mir vorgestellt hatte. Dieses plötzliche Freiheitsgefühl! Du gehst einfach los und lässt alles andere stehen und liegen. Du bist weg vom Alltag, losgelöst von deinen Verpflichtungen.
Dann setzt so eine innere Ruhe ein, so eine Stille, das ist einfach wunderbar. Hinzu kommen wunderbare Erlebnisse und Begegnungen. Und der Höhepunkt ist das Ankommen am Ziel, das ist unbeschreiblich. Wer einmal diese tiefgreifende Erfahrung des Pilgerns gemacht hat, möchte es immer wieder tun. Seither sind wir dreimal auf unterschiedlichen Routen den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gegangen, auf unterschiedlichen Zubringerwegen gepilgert und waren mehrfach in Rom.
Viele pilgern nach Santiago übrigens noch weiter ans sogenannte Ende der Welt, das Cabo Finisterre an der Westküste Galiziens. Solange Amerika den Europäer:innen noch unbekannt war, galt dieser Punkt als westlichster der Erde.
Zur Person: Ferdinand Treml
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nein nein nein Für Reisen bis zu 90 Tagen. unabhängig bis zu 45 oder 60 Tage Abhängig von deiner Wahl: in Europa oder weltweit. inkl. USA/Kanada inkl. USA/Kanada nein nein nein Für Reisen bis zu 90 Tagen. unabhängig bis zu 45 oder 60 Tage Abhängig von deiner Wahl: in Europa oder weltweit. inkl. USA/Kanada inkl. USA/Kanada
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