Dass die Route über das Reintal vergleichsweise einfach ist, bedeutet nicht, dass sie leicht zu bewältigen ist: Eine hervorragende Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind zwingende Voraussetzungen. Denn auch wenn der Großteil der Strecke bis auf den schwierigen Schlussanstieg technisch nur mäßig anspruchsvoll ist, gibt es doch heikle Stellen. Die einzelnen Abschnitte zwischen den Einkehrmöglichkeiten sind relativ lang – und kaum frequentiert. Was grundsätzlich schön ist, aber zum Problem werden kann, wenn die Kräfte nachlassen oder aus anderen Gründen Hilfe benötigt wird.
Generell sollten nur erfahrene Bergsteiger:innen eine Tour auf Deutschlands höchsten Berg in Angriff nehmen – und auch das nur mit der entsprechenden Ausrüstung bei gutem, stabilen Wetter. Laut dem Deutschen Alpenverein wird die Zugspitze von vielen Wandernden stark unterschätzt. Immer wieder kommt es zu schweren, manchmal auch tödlichen Unfällen.
Routenverlauf
Durch die wilde Partnachklamm ins Reintal
Startpunkt ist das Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen. Über eine kleine Teerstraße geht es dann in die Partnachklamm: Eine 700 Meter lange, 18 Meter tiefe Schlucht, durch die der wilde Bergbach rauscht. Der Weg windet sich, teils über Stege und durch kleine Tunnel, durch die Felsmassen – spektakulär.
Extra-Tipp
Hinter der Schlucht folgt der Wanderweg zunächst einer Forststraße, bevor sich nach der Hinteren Klamm das Reintal in seiner ganzen ursprünglichen Schönheit ausbreitet. Eine erste Einkehrmöglichkeit bietet sich sodann auf 1.052 Metern über Null in der Bockhütte. Die ersten 300 von insgesamt knapp 2.300 Höhenmetern sind geschafft.
Weitere 300 Höhenmeter über jetzt deutlich schmalere, teils mit lockerem Gestein bedeckte Wege sind es zur nächsten Raststation, der Reintalangerhütte. Etwa vier bis fünf Stunden wurden bereits ab Garmisch gewandert – Zeit für eine ausgiebige Rast an diesem wunderschönen Fleckchen, das einen herrlichen Ausblick bietet. Wer möchte, kann hier auch übernachten. Das ist empfehlenswert, wenn die Kondition bereits schwindet: Denn anschließend beginnt der fordernde Abschnitt der Wanderung.
Drei Highlights, die überzeugen
- Der Wanderweg durch das Reintal zählt zu den schönsten im Nördlichen Kalkgebirge
- Schöne Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke
- Sensationelle Ausblicke auf das Wettersteingebirge
Wichtigste Infos zur Reintal-Wanderung auf die Zugspitze im Überblick:
- Länge: 21,4 Kilometer (nur Aufstieg)
- Gehzeit: etwa acht Stunden (reine Gehzeit ohne Pausen)
- Rundweg: nein
- zu überwindende Höhenmeter: 2.272 rauf, 58 runter (nur Aufstieg)
- Schwierigkeit: sehr anspruchsvoll
- Wegbeschaffenheit: hochalpin; Wanderwege und Klettersteige, teilweise auch ausgesetzt
- Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: ja
- mit Kinderwagen befahrbar/barrierefrei: nein
- per ÖPNV erreichbar: ja (Olympia-Skistadion Garmisch-Partenkirchen)
- erforderliche Ausrüstung: feste, für hochalpines Gelände geeignete Bergschuhe und wettergerechte Kleidung, ausreichend Proviant und Wasser, Sonnenschutz, Smartphone/Handy (für Notrufe), Notfall-App der Region, Karte, ggf. GPS, Erste-Hilfe-Ausrüstung
- Unterkünfte: In Garmisch-Partenkirchen sowie der Reintalangerhütte
Die letzten 400 Höhenmeter: zu Fuß oder per Gletscherseilbahn
Hinter der Reintalangerhütte wird das Gelände deutlich alpiner. Steil geht es bergauf – vor allem, wenn Schnee liegt, ist das Erklimmen der etwa 700 Höhenmeter bis zur Knorrhütte (2.052 Meter) durchaus anspruchsvoll. Eine kurze Stärkung, dann geht es bereits auf das Zugspitzplatt, eine weite Höhenebene oberhalb der Baumgrenze. Vorsicht: Bei schlechter Sicht oder einer Schneedecke ist der Weg nicht immer gut zu erkennen. Wer nicht gut aufpasst, kann schnell die Orientierung verlieren – und statt bei der Talstation der Gletscherseilbahn (2.576 Meter) in dem unübersichtlichen Gelände in einer Notsituation landen.
An der Station lädt das Bergrestaurant Sonnalpin zu einer Erholungspause ein. Nun gilt es, eine Entscheidung fällen: Reichen die Kräfte für die letzten, harten, gefährlichen 400 Höhenmeter bis zum Gipfel aus? Wer Zweifel oder bereits von der Anstrengung wackelige Beine hat, sollte unbedingt die Gondel nehmen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern möglicherweise lebensrettende Vernunft.
Denn der letzte Abschnitt hat es in sich. Er ist sehr steil, der Weg teilweise mit losem Geröll bedeckt, einige Stellen sind exponiert (ungesichert über einem Abgrund, Absturzgefahr). Doch das Ziel ist nah: der Ostgipfel der Zugspitze auf 2.962 Metern Höhe. Auch wenn sich hier meist viele Besucher tummeln, macht der Ausblick die Mühen der strapaziösen Bergtour wett. Ins Tal zurück geht es entweder über dieselbe Route – oder ganz kommod mit der Zugspitzbahn.
Besonders praktisch: Die Übernachtungsmöglichkeit in der urigen Raintalangerhütte.
Besonders spektakulär: Die Partnachklamm und der Ausblick vom Zugspitzgipfel.