Stillleben-Fotografie: So gewinnen arrangierte Aufnahmen ihre Wirkung

Eine Vase mit Blumen im Sucher einer alten Kamera
Redaktion AMEXcited
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Eine schlichte Vase mit einer blühenden Rose vor schwarzem Hintergrund. So ein Foto weckt Aufmerksamkeit – Stillleben-Fotografie ist Kunst. Motive, Aufbau, Wirkung fangen den Blick. Doch wie werden Stillleben fotografiert, was ist das Geheimnis ihres Aufbaus und ihrer Wirkung, und welches Equipment ist nötig? Eine Einführung in die Geheimnisse und Tricks der Stillleben-Fotografie.
  1. Geschulter Blick: Anders sehen lernen
  2. Klassische Stilmittel: Harmonie und Kontrast
  3. Zentrale Bedeutung: Vordergrund und Hintergrund
  4. Kamera: Womit fotografieren?
  5. Gesteuerte Wirkung: Licht und Tiefenschärfe
  6. Stilbildendes Element: Einsatz und Wirkung von Schatten
  7. Stillleben-Fotografie: Kunst trifft Professionalität

Geschulter Blick: Anders sehen lernen

Stillleben-Fotografie erfordert von dir eine neue Art, die Welt zu sehen. Was macht ein Stillleben aus? Wie kann ich ihm besondere Wirkung verleihen? Ein simpler Trick hilft: Denk immer an ein Foto mit Rahmen und fokussiere dich auf den Bildausschnitt. So lernst du, deine Umgebung anders und bewusster wahrzunehmen. Was wäre in dem Bild störend, was lenkt vom Thema ab? Was sind die zentralen, unverzichtbaren Elemente? Diese Überlegungen werden immer klarer.

Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Der Kern des Stilllebens liegt auf einigen wenigen Objekten oder nur einem einzigen Gegenstand. Das Motiv muss nicht außergewöhnlich oder exotisch sein. Gerade das Alltägliche erscheint im geschickt arrangierten Stillleben ganz neu und unerwartet.

Nerdpedia

Stillleben entwickelten sich in der Malerei des 17. Jahrhunderts als eigene Stilrichtung des Barocks.

Klassische Stilmittel: Harmonie und Kontrast

In der Stillleben-Fotografie ist nahezu alles möglich, es muss nur „wirken“. Zwei Dinge sind dabei von zentraler Bedeutung: Harmonie und Kontrast. Du kannst etwa eine Harmonie von Schnittblumen zeigen, die der Länge nach nebeneinanderliegen. Oder du kannst Äpfel der Größe nach anordnen – und dazwischen liegt ein blauer Tennisball. Oder du legst eine Rose und einen Schraubenschlüssel gekreuzt übereinander. Oft arbeiten schwarz-weiß aufgenommene Stillleben zusätzlich mit den Schatten der abgelichteten Objekte.

Vor allem aus dem Kontrast gewinnen viele Stillleben ihre Wirkung. Denn im Stillleben lenkst du den Blick der Betrachtenden stärker als in anderen Bereichen der Fotografie. Indem du Unerwartetes zeigst, erzielt dein Foto eine größere Wahrnehmung. Dabei kannst du mit Harmonie, also Schönheit, überzeugen wie bei den sortierten Schnittblumen. Oder du brichst den Bildinhalt optisch auf wie bei den Äpfeln mit dem Tennisball. Auf diese Weise entsteht mehr Aufmerksamkeit für die einzelnen Objekte.

Detailaufnahme einer Schale mit Weintrauben

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Im frühen 20. Jahrhundert hielten mit der Neuen Sachlichkeit fotografische Stillleben Einzug in die Kunst. Zu den namhaften Vertreter:innen gehören Man Ray, László Moholy-Nagy, Imogen Cunningham, Tina Modotti und später Robert Mapplethorpe.

Zentrale Bedeutung: Vordergrund und Hintergrund

Wie erzeugst du Aufmerksamkeit für dein Hauptmotiv, wie lenkst du den Blick auf das, was dir wichtig ist? Zum einen durch die Auswahl des Objektes. Zum anderen durch den gewählten Hintergrund. Hier gilt die Faustregel „belebt vor ruhig“, sonst fressen sich die Details gegenseitig auf.

Ein Beispiel: Stelle einen bunten Blumenstrauß vor eine stark gemusterte vielfarbige Tapete. Das Bild wirkt unruhig – es bleibt unklar, um was es in deinem Foto gehen soll. Der Hintergrund wirkt als Verstärker des Hauptmotivs. Stelle dieselbe Vase nun vor einen violetten oder pinkfarbenen Hintergrund, und schon weckst du Aufmerksamkeit und Bewusstsein für die Farben insgesamt. Ein Stillleben braucht nicht nur Ordnung, die Ordnung lässt ein Foto erst zum Stillleben werden.

Nice to know: Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch die Food-Fotografie.

Kamera: Womit fotografieren?

Stillleben-Fotografien gelingen dann sehr gut, wenn die arrangierten Objekte neue Arten zu sehen provozieren. Dazu müssen sie aber auch entsprechend fotografiert sein. Viele Smartphones verfügen zwar über leistungsfähige Kameras – für ein ausgefeiltes Stillleben brauchst du aber vielfältige Einstellmöglichkeiten, die dir am besten eine digitale Spiegelreflexkamera bietet. Die Vorteile:

Nice to know: Beim Fotografieren von Stillleben arrangierst du die Objekte oft neu und probierst dich aus. Da erleichtert ein Stativ die Arbeit ungemein. Eine fest aufgebaute Kamera garantiert einen gleichbleibenden Blickwinkel. Und bei langen Belichtungszeiten verhindert ein Stativ das Verwackeln des Bildes.

Blende, Tiefenschärfe, Belichtungszeit

Je weiter die Blende der Kamera geöffnet ist, desto kleiner ist der Tiefenschärfebereich. Da hierbei mehr Licht in die Kamera fällt, muss die Belichtungszeit kürzer werden. Es gelten diese Formeln:
  • Kleine Blende = große Tiefenschärfe = lange Belichtung
  • Große Blende = geringe Tiefenschärfe = kurze Belichtungszeit
Eine Kamera auf einem Stativ vor einem kleinen Studio

Gesteuerte Wirkung: Licht und Tiefenschärfe

Die Beleuchtung spielt in der Stillleben-Fotografie eine sehr wichtige Rolle. Denn Licht schafft Atmosphäre. In deinem Stillleben kannst du einen zentralen Gegenstand mit Licht akzentuieren oder Objekte im Hintergrund werden durch Ausleuchtung sichtbarer und präsenter. Beachte aber: Zu helles Licht frisst Farbe und Details. Schöner werden die Bilder, wenn du indirekt mit Reflektoren oder mit indirektem Blitz beleuchtest.

Die Tiefenschärfe deines Bildes kannst du durch Verstellen der Blende steuern. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto kleiner ist der Tiefenschärfebereich. Damit erreichst du effektvolle Unschärfen im Vorder- und im Hintergrund, während das zentrale Objekt scharf bleibt. Objektive von mittlerer bis kurzer Brennweite (50 bis 28 Millimeter) und ein Makro-Objektiv eignen sich am besten dafür, Stillleben zu fotografieren.

Beachte: Die Blendenöffnung steuert die Lichtmenge, die ins Objektiv fällt. Damit dein Bild nicht zu dunkel oder zu hell wird, musst du die Belichtungszeit entsprechend anpassen. Am besten arbeitest du im manuellen Modus und probierst etwas herum, bis du die idealen Einstellungen findest.

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Stilbildendes Element: Einsatz und Wirkung von Schatten

In vielen berühmten Stillleben-Fotos spielen Schatten eine besondere Rolle. Das ist vor allem bei Schwarz-Weiß-Bildern der Fall – Farben lenken zu stark von Schatteneffekten ab. Wenn du in einem Stillleben gezielt Schatten erzeugen möchtest, probiere mit Lampen und Leuchten herum und positioniere sie immer neu, bis du eine gute Ausleuchtung findest.

Übrigens: Schatten haben einen scharfen Umriss, wenn Objekte vor einem glatten Hintergrund fotografiert werden. Aber in Haus oder Wohnung gibt es nur selten geeignete Flächen. Ein einfaches Hilfsmittel sind hier großformatige Kartonagen aus dem Bastelladen.

Idee für ein modernes Stillleben: Wölbe eine Kartonage von der Waagerechten in die Senkrechte und achte darauf, sie nicht zu knicken. Ohne die scharfe Abgrenzung der Flächen scheinen deine Objekte zu schweben.

Ein paar Gläser mit Inhalt von oben fotografiert

Stillleben-Fotografie: Kunst trifft Professionalität

Kaum ein Stillleben-Motiv ist von sich aus vorhanden – die allermeisten Stillleben-Fotos sind arrangiert. Wichtig ist bei ihnen nicht der Inhalt des Bildes, sondern seine Wirkung auf die Betrachtenden. Klingt künstlerisch – und das ist es auch. Denn wenn du Stillleben fotografierst, machst du praktisch Kunst.

Stillleben-Fotos gelingen am besten mit einer professionellen Ausrüstung. Tschüss Blendenautomatik und Autofokus – hallo Belichtungsexperiment und „Trial and Error“. Auch wenn es anfangs etwas Übung erfordert: Was du bei der Stillleben-Fotografie lernst, erleichtert dir später auch alle anderen Fototechniken, um zum Beispiel den Sternenhimmel zu fotografieren.

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