- Plane voraus
- Einstellungen für dein Objektiv
- Die richtige Belichtung
- Techniken für das nächste Level
- Sonnenuntergang mit Personen fotografieren
- Fotografieren und die Sonne genießen
Plane voraus
Ein Sonnenuntergang ist leider schnell vorbei, er dauert nur wenige Minuten. Eine gute Planung ist deshalb für schöne Fotos besonders wichtig. Etwa eine Stunde vor dem eigentlichen Sonnenuntergang beginnt die „Goldene Stunde“, in der die immer tiefer stehende Sonne Welt und Himmel in ganz besondere Farben taucht. Hier solltest du bereits vor Ort sein und dir zu folgenden Punkten Gedanken gemacht haben:
- Wann und wo genau geht die Sonne von deinem Standpunkt gesehen unter? Das kannst du einfach im Internet oder mit Smartphone-Apps herausfinden. Kostenlos ist zum Beispiel der Fotografen-Service „Photo Ephemris“ im Internet. Achte auf Berge oder Hügel, die den Blick auf die Sonne vielleicht schon früher verdecken.
- Wie soll deine Bildkomposition aussehen? Möchtest du Berge, das Meer oder eine Stadt mit dem Sonnenuntergang fotografieren? Gibt es dort interessante Motive für den Vordergrund oder spannende Silhouetten?
- Wie wird das Wetter an deiner geplanten Location sein? Auch das lässt sich im Internet oder mit Smartphones Apps herausfinden. Besonders schöne Sonnenuntergänge gibt es bei teilweiser und niedriger Bewölkung, wenn die Wolken von unten durch die Sonne angestrahlt werden können.
Extra-Tipp: Bleibe nach dem Sonnenuntergang noch etwa eine halbe Stunde vor Ort. Oft findet nun am Himmel ein sehr fotogenes blau-lilafarbenes Farbspiel statt.
Nerdpedia
Upgrade für Weltenbummler:innen
Einstellungen für dein Objektiv
Für Sonnenuntergänge verwenden Fotograf:innen meistens ein weitwinkliges Objektiv mit einer Brennweite zwischen 10 und 30 mm. So passt die Landschaft in ihrer ganzen Weite auf das Foto. Die Sonne erscheint dann allerdings klein. Möchtest du die Sonne zum Hauptmotiv machen und besonders groß ablichten, verwende ein Teleobjektiv ab 200 mm Brennweite.
- Stelle die Blende auf 11 oder höher, um einen Strahlenkranzeffekt um die Sonne zu erzeugen. Gehe allerdings nicht über 22, da dein Foto sonst stark an Schärfe verliert.
- Solange es noch nicht zu dunkel ist, kannst du den Autofokus nutzen. Erst bei sehr wenig Licht musst du manuell scharfstellen.
- Schalte den Bildstabilisator ein, damit dein Foto auch bei etwas längeren Verschlusszeiten nicht verwackelt.
Extra-Tipp: Falls du ein Stativ verwendest, schalte den Bildstabilisator aus.
Sonniges Plätzchen gesucht?
Die richtige Belichtung
Grundsätzlich solltest du immer auf die Landschaft und nicht den Himmel belichten. Damit dein Foto kräftige Farben bekommt, solltest du leicht unterbelichten. Stelle deine Kamera auf „manuell“ und suche im Menü die sogenannte Lichtwaage, das ist eine Skala mit einer großen Null in der Mitte sowie Strichen links und rechts. Gehe auf der Skala etwa einen halben Strich nach links (Richtung Minus). Achte darauf, dass die dunklen Bildbereiche nicht zu dunkel oder völlig schwarz sind. Außerdem beeinflussen folgende Einstellungen die Belichtung:
- Der ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit) sollte so niedrig wie möglich sein, um Bildrauschen und Detailverlust zu vermeiden. Stelle ihn zunächst auf 100. Wenn es dunkler wird, passe den ISO-Wert nach oben an, gehe möglichst nicht über 400.
- Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange die Blende geöffnet bleibt und wie viel Licht auf den Kamerasensor fällt. Dafür kannst du die Zeitautomatik deiner Kamera nutzen, wähle den Modus Av oder A (die Bezeichnung variiert je nach Kamerahersteller).
- Je dunkler es wird, desto länger wird die Verschlusszeit. Irgendwann kannst du die Kamera selbst mit Bildstabilisator nicht mehr verwacklungsfrei in der Hand halten. Wähle in diesem Fall einen niedrigeren Blendenwert – auch wenn du damit den Strahlenkranzeffekt um die Sonne verlierst.
Extra-Tipp: Suche im Vordergrund nach interessanten Silhouetten, die du in dein Foto einbauen kannst, zum Beispiel Bäume oder Felsen. Nun belichtest du auf den Himmel und diese Objekte erscheinen sehr dunkel oder schwarz.
Was macht eine gute Bildkomposition?
Techniken für das nächste Level
Wenn du die Basics gemeistert hast, kannst du deine Sonnenuntergangsfotos mit diesen Techniken auf die nächste Stufe heben. Ein wichtiger Punkt vorweg: Speichere deine Fotos immer im RAW-Format und nicht als JPG. Ansonsten gehen viele Bildinformationen verloren und du kannst nur sehr begrenzt nachbearbeiten. Im RAW-Format kannst du zum Beispiel auch den Weißabgleich entspannt in der Bildbearbeitung anpassen (wärmere oder kühlere Farben).
- Verwende ein Stativ: So machst du auch mit zunehmender Dunkelheit noch scharfe Fotos. Außerdem kannst du die Bildkomposition im Live-View der Kamera exakt planen, musst nur noch auf das perfekte Licht warten und auslösen. (Am besten mit dem Zwei-Sekunden-Timer oder Fernauslöser, damit die Kamera nicht verwackelt).
- Bracketing (funktioniert nur mit Stativ): Mit dieser Fototechnik wird der gesamte Dynamikumfang einer Szene eingefangen. Dafür werden mehrere Fotos in Folge mit unterschiedlich langer Belichtungszeit aufgenommen. So entstehen hellere und dunklere Versionen desselben Fotos. Viele Kameras können dies automatisch machen. In der Fotobearbeitung kannst du die verschiedenen Fotoversionen anschließend kombinieren, sodass sowohl die hellen als auch die dunklen Bildbereiche gut belichtet und detailreich sind. In Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Lightroom geht das automatisch.
- Benutze einen Verlaufsfilter: Diesen bringst du mit einer speziellen Halterung vor deinem Objektiv an. Mit einem Verlaufsfilter kannst du einen Teil des Bildes wie mit einer Sonnenbrille abdunkeln, bei Sonnenuntergängen also den Himmel. Sowohl Vordergrund als auch Himmel können nun richtig belichtet werden.
Extra-Tipp: Der Effekt eines Verlaufsfilters lässt sich auch ohne Zusatzausrüstung allein per Fotobearbeitung erzeugen, zum Beispiel in Adobe Lightroom.
Sonnenuntergang mit Personen fotografieren
Eine besondere Herausforderung ist das Fotografieren von Sonnenuntergängen und Personen. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten:
- Tauche die Person in stimmungsvolles Licht: Hier nutzt du das schmeichelnde, warme Sunset-Licht, ohne dass der Sonnenuntergang selbst auf dem Foto ist. Die Sonne ist also entweder hinter oder seitlich neben dir. Wähle eine offene Blende (4 oder niedriger), um den Hintergrund weich zu zeichnen.
- Die Person als Silhouette: Bei dieser Methode belichtest du den Himmel korrekt, sodass der Sonnenuntergang in seiner ganzen Farbenpracht auf das Foto kommt. Die Person erscheint nun davor als dunkle Silhouette.
- Mit Blitz oder Reflektor: Sollen Person und Sonnenuntergangshimmel gleich gut auf dem Foto zu sehen sein, also richtig belichtet werden, brauchst du eine zusätzliche Lichtquelle. Der Frontblitz deiner Kamera funktioniert zur Not, aber schöner ist ein seitlich versetzter Blitz. Alternativ kannst du das Sonnenlicht mit einem großen Reflektor zurück auf die Person werfen. Für diesen Fall macht dir ein Assistent das Leben leichter.
Extra-Tipp: Falls deine Kamera eine Funktion zur Belichtungsspeicherung hat (Automatic Exposure Lock), musst du nicht bei jedem Foto neu belichten. Belichte stattdessen einmal auf die Person oder den Himmel und drücke dabei die Taste AE-L. Die Kamera merkt sich diese Einstellung für die folgenden Fotos.
Fotografieren und die Sonne genießen
Das Licht perfekt, die Kamera ist ausgerichtet und die Sonne berührt fast den Horizont – und du drückst den Auslöser. Jetzt darfst du eines nicht vergessen: durchatmen und genießen! Schließlich gehören Sonnenuntergänge zu den schönsten Naturereignissen auf unserem Planeten. Und das Beste ist, dass es jeden Tag einen neuen gibt. Egal ob im Urlaub oder wenn dich der Alltag stresst: Du hast unzählige Gelegenheiten, deine Kamera in die Hand zu nehmen und Sonnenuntergänge zu fotografieren. Nie war es schöner, Fotograf:in zu sein!
Du willst noch mehr über Fotografie erfahren? Dann schau dir doch unsere Ratgeber zu Gegenlichtfotografie, Landschaftsfotografie, Nebelfotografie oder Sportfotografie an.