- Darum ist die blaue Stunde so interessant für Fotos
- Kamera und Ausrüstung: Das brauchst du
- Die richtigen Einstellungen für Fotos in der Dämmerung
- Das Shooting vor Ort
- Die blaue Stunde schlägt jeden Tag
Darum ist die blaue Stunde so interessant für Fotos
Der Blick auf den Farbkreis zeigt, warum die blaue Stunde für Fotos so spannend ist: Blau und Orange stehen sich komplementär gegenüber. In der Natur sieht das so aus: Oben dominiert bereits der dunkelblaue Nachthimmel, von unten beleuchtet das letzte orangefarbene Licht der Sonne einen schmalen Streifen am Horizont sowie Stadt oder Landschaft. Himmel und Vordergrund sind zudem ähnlich hell, deshalb lässt sich das Foto ohne Hilfsmittel (wie etwa Verlaufsfilter) gleichmäßig belichten.
Die blaue Stunde tritt kurz vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ein. Sie dauert allerdings keine ganze Stunde, sondern in unseren Breitengraden nur zwischen 30 und 45 Minuten. Die folgenden Motive eignen sich besonders gut für die Fotografie in der Dämmerung
Städte und Ortschaften
Überblickshafte Aufnahmen von Städten und Dörfern gehören zu den beliebtesten Motiven in der blauen Stunde. Am besten gelingen sie bei klarem Himmel, vor dem sich die Konturen der Gebäude abzeichnen, die noch von der Sonne angestrahlt werden. Das besondere Etwas erhalten diese Fotos durch das künstliche Licht von Häusern und Straßen.
Landschaften mit markanten Objekten
Eine einsame Kirche steht auf einem Berg, dahinter sind Landschaft und Himmel dunkelblau. Auch diese Art von Motiv eignet sich sehr gut. Halte draußen also Ausschau nach markanten Objekten wie Gebäuden, Bäumen oder Felsen.
Gewässer
Seen, Flüsse oder das Meer sehen auf Fotos, die zur blauen Stunde gemacht wurden, besonders gut aus – vor allem in der Stadt. Denn sie reflektieren die künstliche Beleuchtung von Gebäuden und Straßen. Auch mit sehr langen Belichtungszeiten kannst du sie interessant wirken lassen.
Kamera und Ausrüstung: Das brauchst du
Die blaue Stunde ist gerade für Beginner:innen gut geeignet, weil sie nicht viel Spezialausrüstung erfordert. Hier ist alles, was du brauchst:
- Kamera: Mit einer Spiegelreflexkamera oder Systemkamera lassen sich die besten Ergebnisse erzielen, sie sind aber kein Muss. Auch mit dem Smartphone kannst du tolle Fotos machen, wenn du manuelle Einstellungen vornimmst. Bei Android-Handys geht das in der internen Kamera-App, für iPhones gibt es kostenlose Zusatz-Apps.
- Objektiv: Für diese Art der Fotografie eignen sich vor allem weitwinklige Objektive mit kurzer Brennweite, da sie die Weite von Landschaft, Städten und Himmel abbilden können. Teleobjektive kommen seltener zum Einsatz, etwa wenn ein weiter entferntes Motiv hervorgehoben werden soll (z. B. eine Kirche auf einem Berg).
- Stativ: Das brauchst du, weil du mit langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden fotografierst. Ohne Stativ werden deine Fotos unscharf.
- Fernauslöser: Damit kannst du auslösen, ohne deine Kamera anzufassen. So vermeidest du Verwacklungen. Fernauslöser gibt es mit Kabel oder ohne, zudem bieten manche Kamerahersteller Smartphone-Apps zum Fernauslösen an.
Extra-Tipp: Falls du kein Stativ und keinen Fernauslöser hast, stelle die Kamera oder das Smartphone auf einen stabilen Untergrund wie eine Mauer und löse mit dem kamerainternen Selbstauslöser aus.
Nerdpedia
Die richtigen Einstellungen für Fotos in der Dämmerung
Für gelungene Fotografien in der blauen Stunde braucht es die richtigen Einstellungen an der Kamera. Wähle den manuellen Belichtungsmodus (M). Speichere zudem im RAW- und nicht im JPG-Format. So enthalten die Fotodateien mehr Bildinformationen, und du kannst in der Nachbearbeitung noch mehr aus ihnen herausholen.
Folgende Einstellungen solltest du vornehmen:
- ISO-Wert: Damit legst du die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors fest. Wähle einen niedrigen Wert wie 100, damit kein unerwünschtes Bildrauschen auftritt.
- Blende: In den meisten Fällen möchtest du viel Tiefenschärfe (nahe und ferne Objekte sind scharf), nimm also einen hohen Wert wie 8 oder 11. Die fast geschlossene Blende hat zudem einen weiteren Effekt: Lichter wie Straßenlaternen erhalten einen Strahlenkranz.
- Verschlusszeit: Diesen Wert musst du an die Lichtverhältnisse vor Ort anpassen. Beginne zunächst mit einer Einstellung von zwei Sekunden und schau dir das Foto an. Ist es zu dunkel, verlängere die Verschlusszeit, bis es passt.
Extra-Tipp: Wenn du im RAW-Format fotografierst, brauchst du dir um den Weißabgleich (er bestimmt die Farbtemperatur von kühl bis warm) beim Shooting keine Gedanken zu machen. Du kannst ihn später in der Bildbearbeitung nach deinem Geschmack anpassen.
Extra-Tipp
Das Shooting vor Ort
Du solltest dein Shooting mit diesen drei Fragen planen: Was ist das Motiv? Wann genau geht die Sonne unter? Wie wird das Wetter? Den lokalen Wetterbericht kannst du im Internet oder per App einsehen, es sollte möglichst nicht zu bewölkt sein. Zeit und Richtung des Sonnenuntergangs zeigt zum Beispiel der kostenlose Dienst Photo Ephemeris auf einer Karte an.
So gehst du vor Ort vor:
- Wähle den Bildausschnitt: Die Kamera ist auf dem Stativ und du kannst den Bildausschnitt festlegen. Am besten geht das mit dem Vorschaubild auf dem Kameradisplay. Achte darauf, dass der Horizont nicht schief ist.
- Fokussiere manuell: Bei so wenig Licht funktioniert der Autofokus nicht gut, du musst also manuell auf dein Motiv scharf stellen. Am exaktesten geht das auf dem Vorschaubild im Kameradisplay bei 100 Prozent Bildansicht.
- Prüfe nach jedem Foto die Belichtung: Da sich die Lichtverhältnisse in der blauen Stunde schnell ändern, musst du die Belichtung kontinuierlich anpassen.
Extra-Tipp: Um zu sehen, ob dein Foto über- oder unterbelichtet ist, solltest du das Histogramm nutzen, das sich bei vielen Kameras in der Fotovorschau einblenden lässt. Es sieht aus wie der Graph eines Aktienkurses, zeigt aber die Verteilung der Helligkeitswerte eines Fotos an. Schlägt es links sehr stark aus, ist das Foto wahrscheinlich zu dunkel. Sind die Ausschläge rechts sehr stark, ist es wohl zu hell.
Bildkomposition: Der Goldene Schnitt
Die blaue Stunde schlägt jeden Tag
Die Dämmerung ist vorbei und dein Foto im Kasten. Bei so stimmungsvollen Bildern hast du jetzt wahrscheinlich Lust auf mehr. Und genau das ist das Schöne an der Fotografie zur blauen Stunde: Jeden Morgen und Abend gibt es eine neue Gelegenheit. Wenn du ein schönes Motiv gefunden hast, kehre an einem anderen Tag noch mal zurück. Denn unterschiedliche Wetter- und Lichtverhältnisse können die Stimmung deiner Fotos völlig verändern.
Und falls du nach der blauen Stunde noch nicht genug hast vom Fotografieren, bleib noch eine Weile vor Ort und fotografiere die Sterne. Oder du kommst bei Tageslicht wieder und legst den Fokus auf die Landschaftsfotografie.