- Ausgezeichnetes aus Kaktusleder
- Unverwechselbar und geschält
- Stilvolles aus Ananas
- Obstreste statt Büffelhaut
- Mit Haut und Stil ein Lederimitat
- Teak mal anders
- Leder züchten mit Pilzen
- Die Leder-Zukunft ist vegan
Ausgezeichnetes aus Kaktusleder
Die Mexikaner Adrián López Velarde und Marte Cázarez entwickelten mit ihrem Start-up Desserto Kaktusleder und erhielten dafür 2020 den Green Product Award. Hergestellt wird das Material aus dem Nopal-Kaktus. Seine besondere Faserstruktur ähnelt deutlich der von echtem Leder. Die Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der Pflanze, die in Mexiko fast von allein wächst und mit extrem wenig Wasser auskommt. Zehn Jahre soll Kaktusleder halten und am Ende umweltfreundlich zu recyceln sein.
Nice to know: Kaktus-Sneaker gibt es zum Beispiel von Clae und Giesswein, Laufschuhe von Genesis. Die Bradley Cactus-Sneaker von Clae in Schwarz, Weiß oder Grün gibt es online für rund 140 Euro.
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Good to know
Unverwechselbar und geschält
Kork ist dauer-elastisch, dämmend, wasserabweisend und chemikalienfest. Ohne das Fällen von Bäumen wird es aus der geschälten Rinde von Korkeichen gewonnen und ist vielseitig einsetzbar, als Bodenbelag genauso wie als veganes Lederimitat. Korkleder fühlt sich an wie echtes Leder, allerdings bleibt die unverwechselbare Maserung gut zu erkennen. Mit dem richtigen Design entsteht ein edler Look. Wer Produkte aus Kork kauft, hilft, die Korkeichenwälder zu erhalten, die pro Hektar 5,7 Tonnen CO2 binden.
Nice to know: Produkte aus Korkstoff gibt es in allen Preiskategorien, zum Beispiel vom deutschen Atelier Burggraf – unter anderem die minimalistische Tasche Cala in Birkengrau für rund 340 Euro.
Stilvolles aus Ananas
Bereits 2014 stellte das Start-up Ananas Anam eine vegane Lederalternative vor: das Ananasleder Piñatex. Die spanische Designerin Carmen Hijosa hatte auf den Philippinen entdeckt, dass sich die Fasern der Ananasblätter zu einem stabilen, flexiblen und robusten Vlies verarbeiten lassen. Normalerweise wandern sie bei der Ananasernte in den Abfall. Nun werden auch die Blätter sinnvoll genutzt und sind eine zusätzliche Einnahmequelle für die Ananas-Farmer:innen. Die zurückbleibende Biomasse kann als Dünger und Biogas verwendet werden.
Nice to know: Einige Labels setzen bereits auf Piñatex, darunter Ina Koelln gibt es Taschen und Portemonnaies. Ananas Anam stellt weitere Designer:innen vor, etwa Mariam Marici, Mashu, Al Sibai, Liselore Frowijn und Guille Mellado. Preise: von 80 bis 1.000 Euro.
Veganes Leder: So gut wie das echte
Gleichzeitig haben die veganen Lederalternativen einen kleineren ökologischen Fußabdruck, sind atmungsaktiv und oft haltbarer, widerstands- und strapazierfähiger. Aber: Achte auf Qualität und Details. Sohle, Trägerstoffe und Leim können zum Beispiel aus Kunststoff sein, tierisches Material und Giftstoffe enthalten. Sicher bist du nur bei Produkten, die als vegan gekennzeichnet sind und Giftstoffe ausschließen.
Obstreste statt Büffelhaut
Die einen werfen Reste weg, die anderen machen etwas daraus. Ganz wie Mutter Natur, die nie etwas vergeudet. Was alles aus Obstresten werden kann, zeigt Apfelleder. Es besteht jeweils zur Hälfte aus pulverisierten Apfelresten und Polyurethan. Letzteres ist nötig für die Stabilität des Materials. Entwickelt wurde das Apfelleder von der italienischen Firma Frumat, hergestellt wird es in Florenz, inzwischen auch mit neuen Polyurethan-Entwicklungen wie „bio-based“ Polyurethan.
Nice to know: Produktideen aus Apfelleder: Businessmappe Ike-O-Pad für rund 100 Euro, Taschen von Nuuwai ab je 100 Euro. Nur in den USA erhältlich: der Truss Chair von Gus Modern für rund 1.300 Euro oder das vegane Mix Modular 4-PC Sectional Sofa für rund 5.600 Euro.
Mit Haut und Stil ein Lederimitat
Auch bei der Weintraubenernte wird aussortiert: Haut, Stile und Samen landen im Abfall. Aus ihnen wird mit einem guten Schuss Öl und der richtigen Verarbeitung ein veganes Lederimitat: Weinleder. Erfunden hat es der italienische Architekt Gianpiero Tessitore in Zusammenarbeit mit mehreren Forschungszentren und der Universität Florenz. 2016 gründete er die Firma Vegea, die das vegane Leder produziert. Es gibt bereits verschiedene Weinlederprodukte, zum Beispiel verbaut Tesla in einigen seiner Modelle Autositze aus Weinleder.
Nice to know: Produktideen aus Weinleder: Sneaker Sammy von Noah für rund 160 Euro, Rucksack von Lensdorf für rund 300 Euro.
Teak mal anders
Teakbäume sollten nicht gerodet werden. Für Teakleder ist das auch nicht nötig, lediglich die großen, kräftigen Blätter des Baumes braucht es. Bauern und Bäuerinnen in Thailand sammeln sie in den Wäldern der Provinz Chiang Mai vom Boden auf. Das Label Nuvi Nomad der deutschen Designerin Nina Rössler macht daraus mit einem neuen technischen Verfahren NUVI Realeaf Leather, auch Teakleder genannt. Besonders schön: die Tabak-Optik. 2021 gab es für das Teakleder den German Design Award „Special Mention“.
Nice to know: Aus Teakleder werden vor allem Taschen und Accessoires gefertigt, zum Beispiel die Edel-Rucksacktasche von LEAF FAMILY für rund 150 Euro oder die Laptoptasche für rund 100 Euro.
Sonderfall Polyurethan und Mikrofaser
Leder züchten mit Pilzen
Noch immer kennt kaum jemand Pilzleder. Dabei ist es wirklich praktisch, denn es bildet sich bei guter Fütterung von ganz allein. Gefüttert wird das Myzel, wie das Wurzelgeflecht von Pilzen genannt wird, mit organischen Abfällen wie Mais und Sägespänen. Die Pilzfäden breiten sich aus und umwuchern die organischen Stoffe, sodass ein festes Gewebe entsteht. Weltweit gibt es verschiedene Versionen dieser „Lederzucht“. Bei besonderer Fütterung kann sogar ein Plastikersatz heranwachsen.
Nice to know: Muskin, MycoWorks, MuSkin, Bolt Threads, ZVNDER – es gibt mittlerweile einige Marken, die mit Pilzleder arbeiten. Eine Geldbörse von ZVNDER kostet zum Beispiel rund 100 Euro und einen Quilt (72 x 134 Zentimeter) gibt es für rund 400 Euro.
Die Leder-Zukunft ist vegan
Noch mögen die veganen Alternativen zu echtem Leder ungewöhnlich erscheinen, doch die Zukunft gehört ihnen. Bereits heute sind sie so gut, dass sie echtes Leder in allen Bereichen ersetzen können – ohne Tierleid, ohne Gifte, ressourcenschonend, ökologisch und nachhaltig. Sie beweisen, dass ein anderer Weg möglich ist. Natürlich braucht es auch Konsument:innen, die bereit sind mitzugehen. Auf Stil und Qualität muss dabei niemand verzichten.