Der Herr der fairen Ringe: Zu Besuch bei Goldschmied Jan Spille

Eine Goldschmiedin im Atelier Jan Spille bei der Arbeit
Kristina Festring-Hashem Zadeh
Kristina Festring-Hashem Zadeh
Die Fräse surrt. Goldschmiedin Anna schleift an der Fassung eines Rings. Prüft, poliert, schleift erneut. Eine Gruppe Bergbauarbeiter:innen schaut ihr von einem Foto aus dabei zu. Das großformatige Bild prangt an der Wand über Annas Werkbank im Atelier von Jan Spille in Hamburg-Altona. „Die Aufnahme ist bei unserem Besuch in Peru entstanden”, erklärt Ateliergründer Jan. Bereits seit 2003 verwandelt er nachhaltig abgebautes Gold in edle Designerstücke. AMEXcited hat Deutschlands Pionier für fairen Schmuck an seinem Schaffensort getroffen.
  1. Auf der Walz ins Nachdenken gekommen
  2. Eheringe aus fairem Gold: Ein sauberer Anfang
  3. Von zertifiziert bis recycelt: Die Materialkonzepte
  4. Reisen zu Rohstoffquellen – und Rückenschmerzen
  5. Kein Gramm Gold geht verloren
  6. FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Auf der Walz ins Nachdenken gekommen

„Lieferkette heißt das Stichwort“, sagt Jan. Anders als viele Unternehmen in der Schmuckbranche weiß der gebürtige Hamburger genau, woher die edlen Metalle und Steine stammen, die er und seine Kolleg:innen verarbeiten – und dass alle am Prozess Beteiligten unter sicheren Bedingungen arbeiten und gerecht entlohnt werden.

Während der Walz, seiner Wanderjahre als Goldschmiedegeselle, habe er sich erstmals mit dem Thema Rohstoffabbau auseinandergesetzt, erzählt der drahtige Mann mit dem Bart. Zwar achte er von Haus aus seit jeher auf einen möglichst sozialen, umweltverträglichen Lebensstil. „Aber woher das Material für mein Handwerk kommt – darüber hatte ich mir bis zu dem Zeitpunkt einfach keine Gedanken gemacht.“

Goldschmied Jan Spille in seinem Atelier

Als Jan von den teils lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen der Schürfer:innen vor Ort erfährt, ist er erschüttert. Ebenso von der Tatsache, dass viele Kinder in den Minen schuften. Als ihm 2003 ein Importeur fair gehandeltes Gold anbietet, sagt er direkt zu – und macht sich nach seiner Rückkehr nach Hamburg als Deutschlands erster nachhaltiger Goldschmied zunächst auf St. Pauli selbstständig.

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Maximal ein Prozent des in der Schmuckbranche verwendeten Materials stammt laut Jan Spille aus fairer Produktion.

Die Anfangsjahre sind kein Zuckerschlecken. „Damals hat das Thema kaum jemanden interessiert, es gab wenig Bewusstsein für Fairness und Nachhaltigkeit im Schmuckgeschäft“, sagt Jan. Umso stärker ist er von seiner Mission überzeugt und studiert berufsbegleitend Kulturanthropologie, Ethnologie und Politik an der Universität Hamburg, um sich mehr theoretischen Background anzueignen. Mittlerweile hält der engagierte Goldschmied selbst Vorträge an Hochschulen und auf Ausstellungen.

Hände einer Goldschmiedin bearbeiten einen Ring an der Werkbank von Jan Spille

Eheringe aus fairem Gold: Ein sauberer Anfang

Mit zunehmender Berichterstattung in den Medien über die oft desaströsen Bedingungen des Edelmetallabbaus wächst spürbar ab den 2010er-Jahren das Interesse an Jan Spilles Konzept: Die Aufträge nehmen zu, das Unternehmen braucht mehr Raum und zieht nach Altona.

Vor allem Ringe in unterschiedlichen Variationen werden in den edel-minimalistisch gestalteten Auslagen des Ateliers präsentiert – der Schwerpunkt der Goldschmiede liegt auf individuell kreierten Verlobungs- und Eheringen. An der Wand, neben dem Bild der Bergbauarbeiter:innen, hängen Dutzende Fotos strahlender Brautpaare, die Eheringe von Jan Spille in die Kamera halten.

„Gerade ein Ehering ist doch mit so viel Liebe und Hoffnung verknüpft und steht für den Beginn von etwas ganz Besonderem“, sagt Jan. Da sei es für ihn nur folgerichtig, das Schmuckstück aus fair abgebauten Edelmetallen herzustellen, „für ein gutes Gefühl und einen durchweg sauberen Anfang“.

Ein Ring mit Stein in einem Kästchen

Ausgezeichnet mit dem German Design Award

Nicht nur für seine menschen- und umweltfreundlichen Rohstoffkonzepte ist Jan Spille als Vorreiter fairer Schmuckherstellung mehrmals geehrt worden. Das Atelier hat auch den German Design Award 2019 erhalten, und zwar für die innovative Materialbox: Statt eines Rings, der in der Regel nie 100-prozentig passt, schenkst du deinem Lieblingsmenschen eine Box mit ausgewählten, hübsch arrangierten Eco-Fairtrade-Rohstoffen. Aus diesen fertigen Jan Spille und Team dann das individuelle Schmuckstück an.

Von zertifiziert bis recycelt: Die Materialkonzepte

Es klingelt an der Tür. Mitarbeiterin Sina öffnet und lässt einen Kunden ins Atelier, der ein Paar Ringe abholen möchte. Sina ist Kulturwissenschaftlerin und führt ausführliche Beratungsgespräche bei Jan Spille. Sie erklärt Schmuck, Design und Rohstoffe. „Der Job macht Spaß und fühlt sich dabei so sinnvoll an. Das würde mir in einem konventionellen Betrieb fehlen“, sagt Sina mit einem Lächeln.

Beraterin legt im Atelier von Jan Spille Ringe in eine Vitrine

Jedes Schmuckstück, das im Atelier von Jan Spille entsteht, ist ein mit viel Liebe zum Detail handgefertigtes Unikat. Von der Farbe und Beschaffenheit des Edelmetalls bis hin zur Form, Breite und Struktur des Schmuckstücks findet Sina gemeinsam mit den Kund:innen heraus, was zu ihnen passt. Vier verschiedene nachhaltige Rohstoffkonzepte stehen zur Auswahl:

„Ein bisschen Gold und Silber, ein bisschen Glitzer-Glitzer“ – passend zu dem Zitat der Hip-Hopper von Deichkind, das nonchalant im Schaufenster des Ateliers prangt, können Interessierte es bei Jan Spille guten Gewissens nicht nur glänzen, sondern auch funkeln lassen. Dank einer beachtlichen Auswahl fairer Steine:

2023 kommen hinzu:

Vitrine mit Gold und Ringen im Atelier von Jan Spille

Ein Paar faire Trauringe kostet ab etwa 1.800 Euro, die Preise hängen bei Jan Spille von der Art des verwendeten Rohstoffs sowie vom Design ab. Vier Wochen nach der rund eineinhalbstündigen Erstberatung steht die erste Anprobe an, danach noch Feinschliff. Nach etwa sechs bis acht Wochen ist ein Ring fertig. 

Reisen zu Rohstoffquellen – und Rückenschmerzen

Greenwashing ist Jan Spille fremd. Um sicherzustellen, dass die Zertifizierungen halten, was sie versprechen, reist er regelmäßig nach Südamerika, Afrika und Asien. Er geht zu einer der Vitrinen mit glitzernden Steinen und zieht aus einer Schublade ein Tablet hervor. „Schau mal, das war bei einem Besuch in Sri Lanka, daher kommen unsere fairen Saphire“, sagt er. Die Bilder erzählen die Geschichte der dortigen Arbeiter:innen, wie die Menschen nach Saphiren schürfen und das Rohmaterial später zu funkelnden Steinen schleifen.

Die Reisen dienen nicht allein dazu, die Rohstoffquellen zu überprüfen – vor Ort packt Jan auch regelmäßig mit an, um sich ein Bild vom Arbeitsalltag der Menschen zu machen. „Vergiss sämtliche romantischen Vorstellungen vom Goldwaschen“, sagt er. „Du glaubst nicht, wie weh dir der Rücken nach zwei Tagen tut.“

Ein Tablet in einer Schublade unter einer Schmuckvitrine

Ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit und Fairness gelten bei Jan Spille nicht nur im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung aller Mitarbeitenden der Liefer- und Produktionskette. Gemäß seiner Überzeugung geht der Goldschmied das Thema ganzheitlich an, zum Beispiel in diesen Bereichen:
  • Grüner Strom
  • Nachhaltige Verpackungen
  • Ökologische Einrichtungen in Werkstatt und Atelier
  • Energieeffizientes Lichtkonzept
  • Eco-Papier
  • Klimaneutrale Reisen
  • Ethische Bank

Kein Gramm Gold geht verloren

Goldschmiedin Anna schleift an ihrer Werkbank den Ring ein weiteres Mal und staubt ihn mit einem dicken Pinsel ab. Feines Goldpuder sammelt sich in der Schürze, die Fell genannt wird, unter ihrem Arbeitstisch. Denn bei Jan Spille ist nicht nur eindeutig geklärt, woher jedes Gramm Rohstoff stammt, „hier geht auch nichts verloren“, sagt die rothaarige Goldschmiedin mit dem Nasenring.

An der Wand hinter ihr stehen, dicht an dicht, Keramikschälchen in einem sorgfältig beschrifteten Regal. 750 Rot ECO-Rec oder 585 Weiß ECO Fair: Jede Abkürzung benennt eine bestimmte Legierung, Farbe sowie Herkunft der Rohstoffe. „Je nachdem, mit welcher Art von Edelmetall wir gearbeitet haben, wandern die Reste anschließend in den dazugehörigen Tiegel, werden wieder eingeschmolzen und neu verwendet”, erklärt Anna.

Edelmetall wird eingeschmolzen, im Hintergrund Regale mit Tiegeln

Normalerweise hätten Goldschmiede etwa vier solcher Tiegel. Bei Jan Spille gibt es mehr als 40. „Tatsächlich habe ich noch keine so aufgeräumte Werkstatt gesehen wie diese hier“, sagt Anna und lacht. Wer sein Material so genau kennt wie Jan Spille und Team, muss einfach exzellent sortiert sein.

Good to know

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FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Was ist faires Gold?
Faires Gold ist ein Rohstoff, der von Bergbaukooperativen abgebaut wurde, die nach bestimmten Umwelt- und Sozialstandards arbeiten und zertifiziert sind. Wesentliche Punkte sind Schutzkleidung und Arbeitssicherung sowie eine gerechte Entlohnung der Beschäftigten.
Kann Fairtrade-Siegeln vertraut werden?
Seit 2015 zertifiziert das Fairtrade-Siegel fair gehandeltes Gold. Das Siegel ist laut Stiftung Warentest sehr vertrauenswürdig. Die Anforderungen, die das Siegel an die Produzenten stellt, sind streng und sinnvoll. Gleiches gilt für das Fairmined-Eco-Siegel, das seit 2016 Gold kennzeichnet, das unter ethisch und ökologisch fairen Bedingungen geschürft wird.
Woher kommt Fairtrade-Gold?
Das Fairtrade-Gold und -Silber sowie die Edelsteine von Jan Spille kommen vor allem aus der Mongolei, aus Uganda, Peru, Argentinien, Kenia, Sri Lanka, Deutschland und Großbritannien.

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