Birkenstock: Wie der Gesundheitsschuh zum It- Piece wurde

Übersicht verschiedener Sandalenmodelle der Marke Birkenstock an mit Socken bekleideten Füßen
Nikolas Feireiss
Nikolas Feireiss
Als ugly werden sie manchmal bezeichnet, als hässlich – und gerade deswegen schick: Birkenstock ist es gelungen, aus seinen Gesundheitssandalen ein modisches Must-have zu machen. Die beliebtesten Modelle Madrid, Arizona und Gizeh feiern dieses Jahr runde Geburtstage mit einer Anniversary Capsule Collection. Hier erfährst du alles über das Phänomen Birkenstock und die Erfolgsgeschichte eines deutschen Traditionsunternehmens.
  1. Am Anfang ein Gesundheitsschuh
  2. Die ersten Sandalen: Bequem und antimodisch
  3. Der Schritt aus der Ökoschuhnische
  4. Birkenstock-Sandalen werden zum Fashionstatement
  5. Auf Luxuskurs mit 1774 Birkenstock
  6. Birkenstock: Die Zeitgeistsandalen
  7. FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Am Anfang ein Gesundheitsschuh

Die Birkenstocks sind eine Familie von ehemaligen Schuhmachern, deren Stammbaum bis ins Jahr 1774 zurückverfolgt werden kann. Konrad Birkenstock ist der Erfinder des typischen Birkenstock-Fußbettes. Ende des 19. Jahrhunderts begann er in seiner Frankfurter Werkstatt damit zu experimentieren, wie der Fuß in einem Schuh perfekt abrollen kann. Er ließ eine Sohlenkonstruktion, die unter anderem aus Kork und Latex gefertigt wurde, offiziell unter dem Namen „Fußbett“ registrieren.

Dieses orthopädische Fußbett, dessen gewölbte Form die natürliche Bewegung des Fußes unterstützt, war völlig neu. Bis dahin gab es nur Einlagen aus Metall, die den Fuß fixierten. Das neue Fußbett machte das Laufen angenehmer, die Flexibilität erwies sich als äußerst fußfreundlich, ähnlich wie heute Barfußschuhe.

Großen Anteil am weiteren Erfolg der Sandalen hatte die Geschäftstüchtigkeit von Sohn Carl und Enkel Karl. Sie wussten neue Produktionsmöglichkeiten für ihr Geschäft zu nutzen. Vorträge und Werbung für den „vollplastischen Maßschuh“ taten ein Übriges. Birkenstocks wurden in Deutschland und dann in ganz Europa ein Erfolg. Mit Mode hatten diese Schuhe allerdings nichts zu tun. Sie waren aber zum anerkannten Mittel gegen Fußleiden geworden.

Ein historisches Birkenstock-Plakat mit einer Illustration, die einen Fuß auf einem Bett zeigt

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Die ersten Sandalen: Bequem und antimodisch

Die ersten Birkenstock-Sandalen mit breitem Riemen und Korksohle kamen 1963 auf den Markt. Ein größerer Kontrast zu den damals modischen Pfennigabsätzen und blank gewienerten Herrenschnürschuhen war kaum denkbar. Das Birkenstock-Design wurde bis heute kaum verändert. Erst 1979 erhielt das Modell den Namen Madrid.

Es folgten das Birkenstock-Modell Arizona mit zwei Riemen, die Korksandale Boston und der Zehentrenner Gizeh. Alle Varianten sind bis heute im Programm. Es sind Unisexmodelle, die auch in veganen Ausführungen, als Badeschuh und für Kinder angeboten werden.

Birkenstocks wurden von der Hippiebewegung als Statement gegen die Modekonventionen der Zeit entdeckt. Selbstverständlich spielte bei den steigenden Verkaufszahlen ebenso eine Rolle, dass die Sandalen sehr bequem waren. In den USA verkauften sogar zunächst nur Reformhäuser und Biomärkte Birkenstocks. Sie wurden zum Gesundheitsschuh der Alternativen und der Ökos.

Jubiläumsschuhe 2023

Den 40., 50. und 60. Geburtstag seiner drei erfolgreichen Modelle Madrid von 1963, Arizona von 1973 und der Birkenstock-Gizeh von 1983 feiert Birkenstock im Jahr 2023 mit einer limitierten Anniversary Capsule Collection, die ab Mitte Mai verfügbar ist. Vor allem diese Modelle sind Erkennungszeichen der Marke geworden, beliebt bei Trendsetter:innen und in vielen Fachberufen.

Ein Mann mit Schnauzbart in Shorts trägt das Birkenstock-Modell Gizeh mit weißen Socken, Werbekampagne

Der Schritt aus der Ökoschuhnische

Margot Fraser, einer in die USA ausgewanderten Deutschen, ist zu verdanken, dass Birkenstock-Sandalen auch in anderen Farben als in Beige- und Schlammtönen angeboten werden.

Fraser setzte sich Ende der 60er-Jahre gegen den Widerspruch des damaligen Chefs Karl Birkenstock durch. Er sah seine Schuhe allein unter dem orthopädischen Gesichtspunkt. Sie sollten bequem, nicht schick sein. Dass das nicht unbedingt ein Widerspruch sein muss, bewies der Erfolg der farbigen Modelle zunächst in den USA und dann ebenso in Europa.

Aufsicht der Einzelteile einer Birkenstock-Sandale vom Fußbett bis zur Schnalle auf weißem Untergrund

Was in und hinter Birkenstock steckt

Birkenstock steht für Fußgesundheit, hochwertiges Handwerk und natürliche Materialien. Die Schuhe werden aus Kork, Naturlatex, Kupfer, Messing, Wollfilz und Leder, bevorzugt nachhaltig und in Europa gefertigt. Das Unternehmen produziert etwa 30 Millionen Schuhe im Jahr.
 
Seit 2021 gehört Birkenstock einer Holdinggesellschaft, die von der Familie Arnault kontrolliert wird. Familienoberhaupt Bernard Arnault ist einer der reichsten Menschen der Welt und größter Anteilseigner des Luxuskonglomerats LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE.

Birkenstock-Sandalen werden zum Fashionstatement

In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es Birkenstocks in verschiedensten Farben, manche mit Glitzer und Glimmer. Birkenstock hatte die Nische Gesundheitsschuh verlassen, wirklich cool wurden die Schuhe dadurch aber kaum. Das änderte sich spätestens, als das Modemagazin „The Face“ 1990 Bilder von Kate Moss in weißen Birkenstock-Sandalen publizierte.

Der Grunge-Look der 90er-Jahre setzte auf den Ugly-chic-Style, dazu passten die klassischen Birkenstock-Sandalen perfekt, insbesondere die Modelle Barcelona und der Zehentrenner Gizeh in Schwarz und Weiß. So wurde die Ökosandale fashionable und von Berühmtheiten getragen.

Anfang der 2000er-Jahre kamen Designsandalen im Birkenstock-Look, etwa von Celine, Isabel Marant, Givenchy oder Roger Vivier auf den Markt. Was lag für Birkenstock näher, als selbst Kooperation mit Modedesigner:innen zu suchen.

Auf Luxuskurs mit 1774 Birkenstock

2020 wurde von Birkenstock die Luxuslinie 1774 eingeführt. In Zusammenarbeit mit Designer:innen werden Neuinterpretationen der beliebtesten Modelle entwickelt. Die Zahl 1774 bezieht sich auf das Gründungsjahr von Birkenstock. Die 1774-Zentrale und der Showroom befinden sich in Paris – die Welthauptstadt der Mode ist der perfekte Ort, um im Austausch mit internationalen Kreativen die Traditionsmarke aus Deutschland weiterzuentwickeln.

Pinke Birkenstock-Sandalen aus Samt mit strassbesetzten Schnallen, entworfen von Schuhdesigner Manolo Bhlanik

Doch bei allen Kollektionen und Neuinterpretationen bleibt eines stets erhalten: das typische Birkenstock-Fußbett. Exklusive Kooperationen gab es zum Beispiel mit Rick Owens, Stefano Pilati und Proenza Schouler, es gibt eine Birkenstock-Dior-Kollaboration sowie Projekte mit der Möbeldesignerin Faye Toogood und mit Modeikone Jil Sander.

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Birkenstock: Die Zeitgeistsandalen

Schon bevor Birkenstock-Sandalen angesagt waren, bezweifelte niemand, dass ihr typisches Fußbett wirklich bequem ist. Dass der Sprung von der Ökosandale zum modischen It-Piece gelang, ist dem Zeitgeist zu verdanken. Trendsetter:innen und Promis empfanden die Schuhe als willkommene Möglichkeit, sich vom Mainstream abzusetzen. Der Ugly-chic-Trend als Antwort auf allzu viel Perfektion platzierte Birkenstock in Lifestylemagazinen. Von da war der Weg zu exklusiven Designmodellen nicht weit.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Wie fallen Birkenstocks aus?
Birkenstocks fallen normal bis etwas größer aus. Da es keine halben Größen gibt, im Zweifel lieber die kleinere wählen.
Was ist das Besondere an Birkenstock-Sandalen?
Die Erfindung des orthopädischen Fußbettes, hergestellt unter anderem aus Kork und Latex von Konrad Birkenstock, macht das Tragen von Birkenstock-Schuhen so angenehm.
Wo kann ich Birkenstock kaufen?
Birkenstock-Schuhe gibt es in eigenen Shops, in vielen Schuhgeschäften und Onlineshops.

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