„Der Planet wehrt sich“, ist der Lieblingssatz der jungen Generation geworden. „Der Planet wehrt sich“, sagt mein Sohn, egal ob draußen die Sonne vom Himmel brennt oder es in Strömen regnet. So oder so, die Dinge verändern sich. Womit eigentlich alles wie immer ist.
Denn wenn etwas in der Geschichte der Menschheit beständig und verlässlich ist, dann der Wandel. Und die Neigung des Menschen, sich zunächst einmal dagegen zu wehren. Der Fortschritt schreitet fort. Und immer wieder in unserer Geschichte haben wir Menschen uns gegen den Fortschritt gewehrt, wir wollten nicht in das neue Zeitalter, wir fanden das alte ganz okay.
Das gilt umso mehr für die Mobilität jedes Einzelnen. So richtig ins Rollen kam sie mit der Erfindung des Rades, hat sich dann sehr spektakulär zum Auto hin beschleunigt – bis wir vom Stau gelegentlich wieder etwas eingebremst wurden.
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Gerade die urbane Landschaft wird immer wieder umgekrempelt, neue Menschen ziehen in neue Häuser ein. Mittlerweile erkenne ich sogar meine eigene Straße nicht wieder, wenn ich aus dem Fenster schaue. Unten im Erdgeschoss meines Hauses, wo jahrzehntelang ein Getränkemarkt war, hat jetzt ein nepalesisches Streetfood-Restaurant aufgemacht, da sitzen coole Nepalesen und essen halbrohe Bohnen.
Die Ethnologen der Vergangenheit, Strukturalisten wie Claude Lévi-Strauss, teilten die Welt in eine archaische (wilde) und eine moderne. Die archaischen Völker, die Indios im Dschungel Amazoniens oder die Ureinwohner Australiens, konnten aus ihrer Sicht die Zusammenhänge des Geschehens, die Struktur hinter den Abläufen des Lebens nicht erkennen.
Sie lebten in einer chaotischen Welt, in der der Zufall regierte oder irgendein höheres Wesen, das aus seiner Laune heraus über das Schicksal der Menschen richtete.
Der moderne Mensch dagegen könne hinter dem Chaos immer eine Struktur erkennen. Wenn er krank wurde, suchte er nicht die Gnade Gottes, sondern ein effektives Gegenmittel gegen die Krankheitsursache, gegen Bakterien und Mikroben. Er dachte immer strukturiert.
Die zeitgenössische Ethnologie, die meine Tochter studiert, widerlegt diese Teilung. Sie behauptet, dass beide Welten, die moderne und die archaische, viel tiefer miteinander verflochten sind, als bisher angenommen.
Das archaische Denken weist ebenfalls eine klare Struktur auf, während der moderne Mensch sich aus Not zum kreativen „Start-upper“ entwickelt hat, der permanent pokert. Kreative Arbeit kann nur entstehen, wenn man die bereits bestehende Ordnung über den Haufen schmeißt und dadurch einen neuen Blick auf Altes und Bewährtes gewinnt.
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Für die Mobilität der Zukunft bedeutet das aktuell: Elektrifizierung, Logistik, Sharing-Modelle, sogenannte intelligente Städte mit einer vielfältigen Urban Mobility.
Der Strom spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Allein in Deutschland wurden 2020 knapp 400.000 Autos mit elektrischem Antrieb zugelassen, mehr als drei Mal so viel wie im Vorjahr.
Seinem Wesen nach ist der Strom wie ein Gott: ungeheuer mächtig, unsichtbar, aber immer und überall anwesend, niemand hat ihn jemals gesehen, viele tun so, als würden sie seinen Ursprung verstehen, aber keiner kann ihn verständlich erklären.
Anders als bei Gott würde beim Strom allerdings kein Mensch behaupten, dass es ihn nicht gibt. Man muss keine Lehrbücher für Elektrotechnik lesen, um einen entscheidenden Beweis seiner Existenz zu bekommen, es reicht schon, zwei Finger in eine Steckdose zu stecken.
Alle großen Projekte der neuen Zeit haben mit Strom zu tun: Das Internet würde ohne Strom nicht funktionieren. Das Elektroauto ist da also nur eine logische Entwicklung. Und sie wird erweitert durch Sharing-Angebote unterschiedlichster Vehikel. In Berlin kann man sie schon seit knapp zwei Jahren über eine App mit den ÖPNV-Angeboten kombinieren.
Ergänzt wird das Angebot dann von Flugtaxis, Airport Shuttles und Intercity Jets. Reisen in Zukunft wird also ein Mix werden, bei dem nicht mehr das schnellste Auto gewinnt, sondern die klügste Kombination. Gut kombiniert ist schneller.
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Auf Dauer wird diese neue Mobilität das Wesen des Menschen verändern. Denn die Bereitschaft, innovativ zu denken und zu handeln, hängt im Wesentlichen davon ab, wie wir mit den Veränderungen umgehen können. Den Menschen auf dieser innovativen Reise mitzunehmen, sehe ich als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit an.
Doch Menschen schaffen in der Regel alles, was sie sich in den Kopf gesetzt haben. Ob es die Sharing-Angebote mit E-Scootern und E-Bikes sind, die weitere Entwicklung der Smart-City-Strategie oder die schon in der Luft befindlichen Flugtaxis und Intercity Jets, sie werden alle mit Strom betrieben. Und zum Picknick fliegen wir irgendwann auf den Mars.