Das Bianchi-Rennrad: Die berühmte Traditionsmarke im Porträt

Ein Fahrrad von Bianchi steht in einer leeren Halle
Inga Barth
Inga Barth
Du machst Rast an einer italienischen Landstraße, plötzlich schießt ein Pulk von Radrennfahrer:innen an dir vorbei, alle türkis gekleidet: Klar, diese berühmte Farbe gehört zu Bianchi, einem der größten und erfolgreichsten Fahrradhersteller der Welt. Doch die Traditionsmarke hat selbstverständlich weit mehr zu bieten als ihre charakteristische Farbe. Mehr über radelnde König:innen, legendäre Toursiege und eines der ersten E-Bikes der Geschichte erfährst du in unserem Porträt.
  1. Das Bianchi-Fahrrad: Wie alles begann
  2. Berühmtheiten auf Bianchi: Populäre Radrennfahrer
  3. Bianchi Celeste: Eine Farbe für die (Fahrrad-)Götter
  4. Zurück in die Zukunft – mit Neuauflagen und E-Bikes
  5. Grande Amore: Das Bianchi-Rennrad

Das Bianchi-Fahrrad: Wie alles begann

21 Jahre alt war Edoardo Bianchi, als er 1885 sein Geschäft in der Via Nirone 7 in Mailand eröffnete. Zu Anfang reparierte er Fahrräder, bald darauf baute er sie bereits selbst. Von Beginn an war seine Denkweise innovativ: Von ihm stammt die Idee, ein kleineres Vorderrad als bis dahin üblich zu designen, was der Balance der Fahrer:innen zugutekam. So entwarf Bianchi ein Fahrrad mit nahezu gleich großen Rädern und einem Kettenantrieb, der dabei half, die Pedalhöhe zu verringern.

Kaum war die Leidenschaft für Fahrräder geboren, war Bianchi mittendrin im Geschäft: Er arbeitete kontinuierlich an der technischen Entwicklung seiner Räder und testete sie direkt in der Praxis, unter anderem im Profi-Radrennsport. 1895 wurden Bianchis Räder erstmals im Profisport eingesetzt. Nur vier Jahre später holte Gian Ferdinando Tomaselli auf einem Bianchi-Rennrad den ersten sportlichen Sieg für die Marke nach Hause – beim Grand Prix de Paris, einem der wichtigsten Bahnradsport-Wettbewerbe seiner Zeit.

Ein Mann arbeitet an der Bremse eines Rennrads von Bianchi

Berühmtheiten auf Bianchi: Populäre Radrennfahrer

Zwischen 1905 und 1966 unterhielt Bianchis Firma ein eigenes Radsportteam und konnte zahlreiche Erfolge bei den großen Wettbewerben Tour de France und Giro d’Italia erzielen. Doch nicht nur das eigene Radsportteam fuhr mit den berühmten Rädern von Bianchi. Einer der populärsten Fahrer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war wohl der 1970 geborene Marco Pantani, der 1998 als Teil des Teams Mercatone Uno beide Wettbewerbe auf Rennrädern der Marke Bianchi gewann. „Il Pirata“, wie er gerufen wurde, war der Letzte, dem dieser Triumph gelang.

Einen noch imposanteren Spitznamen trug ein Vorgänger Pantanis, Fausto Coppi: „Il Campionissimo“ – also der Weltmeister der Weltmeister. Zugegeben, das war keine Übertreibung, gewann Coppi doch zweimal die Tour de France (1949 und 1952) und ganze fünfmal den Giro d’Italia (1940, 1947, 1949, 1952 und 1953) – stets auf Bianchi-Rennrädern. Auch die deutsche Radsportikone Jan Ullrich fuhr zeitweise auf Bianchi-Rennrädern. Nach seinem Sieg in der Tour de France 1997 kämpfte er 2003 als Teil des Teams Bianchi gegen Lance Armstrong um den Sieg bei der Frankreichtour.

Jan Ullrich auf einem Rennrad von Bianchi.

Nerdpedia

Der italienische König Umberto I. und seine Frau Margherita lernten das Fahrradfahren Ende des 19. Jahrhunderts auf Fahrrädern der Marke Bianchi.

Bianchi Celeste: Eine Farbe für die (Fahrrad-)Götter

Hier ist der Name Programm: Das italienische Wort „celeste“ bedeutet auf Deutsch „himmlisch“ oder „paradiesisch“. Es ist das Markenzeichen der Firma Bianchi und prägt das Image und Corporate Design der Traditionsmarke noch mehr als alle technischen und sportlichen Erfolge – die Farbe, die die Räder und lange auch das Bianchi-Trikot des Radsportteams schmückte. Manche bezeichnen sie als Türkis, manche als Hellgrün, manche als Himmelblau.

Uneinig sind sich die Expert:innen auch über die Entstehung der „himmlischen“ Farbe. Einer Theorie zufolge soll der Mailänder Himmel dabei Pate gestanden haben; andere meinen, die Augenfarbe der Königin Margherita, der Edoardo Bianchi das Radfahren beibrachte, habe diesen inspiriert. Gerätselt wurde auch, ob Bianchi Ende des 19. Jahrhunderts nicht doch eher Restbestände von Lack der italienischen Armee nutzte, um seine Räder zu lackieren. So oder so ist die Farbe längst Kult und wird noch heute für die Produktion der Bianchi-Räder genutzt.

In einer Fabrik sind Rennradrahmen von Bianchi aufgereiht.

Zurück in die Zukunft – mit Neuauflagen und E-Bikes

Über 100 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Fahrrädern haben Bianchi zu einem der bekanntesten und besten Fahrradhersteller der Welt gemacht. Diesem Ruf wird die Traditionsfirma auch heute noch gerecht und produziert neben Rennrädern auch andere Radtypen wie Mountainbikes und E-Bikes. Ihre Geschichte findet in Neuauflagen populärer Räder und Velos wie dem Bianchi Via Nirone 7 ihren Niederschlag, dessen Name an die Straße erinnert, an der die Firma in Mailand residierte.

Ein besonderer Coup gelang Bianchi 2018 mit der Neuauflage des Rennrads von Marco Pantani. Das High-End-Roadbike Specialissima mit einem Rahmengewicht von 750 Gramm lässt nicht nur die Herzen von Technikfreund:innen und Radrennfans höher schlagen, sondern auch diejenigen nostalgisch werden, die Pantani seinerzeit bei seinen legendären Erfolgen live im Fernsehen zujubelten.

Italienische Voraussicht

Du hast schon öfter gehört, dass das E-Bike keine ganz so neue Erfindung ist? Edoardo Bianchi experimentierte tatsächlich bereits im Jahr 1897 mit Hilfsmotoren für seine Räder. In der Entwicklungsphase seiner Motorräder montierte er De-Dion-Motoren vor den Lenker von Dreirädern und bereitete damit den Weg für die Entwicklung motorbetriebener Fahrzeuge.
Ein Mann fährt in Sportkleidung durch das Gelände

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Grande Amore: Das Bianchi-Rennrad

Die italienische Traditionsmarke Bianchi ist ein schillerndes Beispiel dafür, wie aus einer kleinen Idee eine besondere Erfolgsgeschichte werden kann. Edoardo Bianchi, der seine Laufbahn mit Fahrradreparaturen begann, gilt noch heute als bedeutender Pionier der Radherstellung und -entwicklung. Er bereitete den Weg für Erfolge, technische Innovationen und Emotionen, die in dieser Form nur der Sport erzeugen kann. Niemand wundert sich also, dass die italienische Kurzform des Worts für Fahrrad, „bici“, sprachlich so nah ist an „baci“, den Küssen.

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