- Vegetarismus erlebt einen Boom
- Vegetarier:in ist nicht gleich Vegetarier:in
- Leben Vegetarier:innen gesünder?
- Flexitarisch und pescetarisch: Verzicht ja, aber weniger streng
- Frauen als Vorbild?
Vegetarismus erlebt einen Boom
Vegetarier:innen verzichten in ihrem Essen auf Fleisch und Fisch – das gilt für alle der bereits etwa 7,5 Millionen Menschen, die 2021 in Deutschland nach vegetarischen Prinzipien leben. Schon seit einiger Zeit wächst die Zahl der Anhänger:innen dieser Ernährungsweise stetig, doch derzeit erlebt der Vegetarismus einen regelrechten Boom: Im Vergleich zu 2020 nahm die Zahl der Veggies gleich um 15 Prozent zu! Das sind rund eine Million Menschen.
Für die einen spielen ökologische Gründe bei der Entscheidung zum Verzicht die Hauptrolle, denn der Fleischkonsum trägt erheblich zum Klimawandel bei. Für andere sind gesundheitliche oder ethische Aspekte wichtiger. Zudem strömen immer vielfältigere und geschmacklich immer bessere Fleischersatzprodukte auf den Markt, die die Umstellung auf ein vegetarisches Leben erleichtern. Und auch die Anzahl an empfehlenswerten vegetarischen Restaurants wächst kontinuierlich.
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Vegetarier:in ist nicht gleich Vegetarier:in
Im Detail unterscheidet sich allerdings, wie streng der Verzicht auf tierische Produkte ausfällt. Grundsätzlich gibt es fünf Arten von Vegetarier:innen:
- Ovo-Lacto-Vegetarier:innen: Sie verzichten auf Fleisch und Fisch, nehmen aber Milchprodukte und Eier zu sich. Rund die Hälfte der Vegetarier:innen fällt in diese Gruppe.
- Ovo-Vegetarier:innen: Sie lehnen Fleisch und Fisch ebenfalls ab und verzichten zusätzlich auf Produkte, die Milch tierischen Ursprungs enthalten. Eier dürfen dagegen im Speiseplan erscheinen. In diese Gruppe fallen viele Vegetarier:innen, die aufgrund einer Laktose-Unverträglichkeit auf Milch verzichten wollen.
- Lacto-Vegetarier:innen: Sie essen und kochen ohne Fleisch, Fisch und Eier, nehmen aber Milchprodukte zu sich. Auf diese Weise ist in der Regel eine Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen gewährleistet.
- Veganer:innen: Sie verzichten auf jegliche tierische Produkte – nicht nur in Lebensmitteln, sondern beispielsweise auch in ihrer Kleidung. Sie essen also nur Obst und Gemüse und tragen keine Lederschuhe. Je nach Erhebung schwankt die Anzahl der Menschen, die sich in Deutschland als vegan bezeichnen, zwischen ein und zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.
- Frutarier:innen: Sie ernähren sich nicht nur streng vegan, sondern greifen ausschließlich zu Produkten, die ohne Ernte verfügbar sind – also in erster Linie zu Fallobst, Nüssen und Samen. Diese fünfte Gruppe ist allerdings so klein, dass nicht einmal die Ernährungsorganisation ProVeg (der ehemalige Vegetarierbund Deutschland) sie erfasst.
Eine fleischlose Welt
Leben Vegetarier:innen gesünder?
Grundsätzlich können sich Anhänger:innen fast jeder Ernährungsform gesund ernähren, also nährstoff- und kaloriendeckend. Und andersherum: Allesesser:innen, auch Omnivor:innen oder Mischköstler:innen genannt, die auf fettes Fleisch schwören, leben ähnlich ungesund wie Veganer:innen, die sich hauptsächlich von Chips und Cola ernähren. Zahlreiche Studien zeigen jedoch: Der Verzicht auf Fleisch, zumindest aber die deutliche Reduktion seines Konsums bringt gesundheitliche Vorteile mit sich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb eine Menge von 300 bis maximal 600 Gramm Fleisch pro Woche.
Wichtig ist jedoch, dass Vegetarier:innen und vor allem Veganer:innen darauf achten, wesentliche Nährstoffe aus dem Fleisch zu ersetzen. Dazu zählen in erster Linie Eiweiß und Eisen. Reichhaltige Quellen dafür sind beispielsweise Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen.
Flexitarisch und pescetarisch: Verzicht ja, aber weniger streng
Wer auf tierische Lebensmittel nicht vollständig verzichten will, seinen Fleischkonsum aber deutlich reduziert, darf sich Flexitarier:in nennen. Hinter diesem Begriff verbergen sich alle Teilzeit-Vegetarier:innen, die nur zeitweilig Fleisch essen – dann aber oft von guter Qualität und aus artgerechter Bio-Haltung.
Pescetarier:innen, auch Pesco-Vegetarier:innen genannt, leben dagegen nach dem Motto „kein Fleisch, aber Fisch“. Neben Milchprodukten und Eiern kommen also auch Fisch und Meeresfrüchte auf den Teller. Der Vorteil dieser Ernährungsform: Nährstoffmangel ist nahezu ausgeschlossen, und der Körper erhält viele der gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren, die in Fischen vorkommen. Allerdings bestehen auch hier ethische und gesundheitliche Bedenken: Überfischung bedroht die Meere, und in der Fischzucht werden den Wasserbewohnern unter anderem häufig Antibiotika zugeführt.
Good to know
Frauen als Vorbild?
Vegetarismus hat fraglos Zukunft. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine fleischlose Ernährung oder verzichten zumindest weitgehend auf tierische Produkte. Dennoch sind die Vegetarier:innen auch 2021 noch deutlich in der Unterzahl.
Doch weshalb ist das so? Für viele ist es sicher eine reine Genussfrage, denn ein saftiges Steak vom Grill lässt sich geschmacklich nicht 1:1 durch pflanzliche Kost ersetzen. Auch wenn es viele leckere fleischlose Grill-Alternativen gibt. Für andere spielt aber vielleicht auch die Tatsache eine Rolle, dass Fleisch und andere tierische Produkte oft schneller und länger satt machen. Mit einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung lassen sich dem Körper allerdings ähnlich viele Nährstoffe zuführen.
Übrigens: Die Statistik sähe anders aus, würden nur Frauen in diesem Land leben: Nur 29 Prozent der Menschen, die sich als vegetarisch bezeichnen oder weitgehend auf Fleisch verzichten, sind männlich.