Herr Bojsen, Ihr bekanntes Hamburger Restaurant „Brian’s – Steak & Lobster“ hat 2021 geschlossen. Was machen Sie jetzt?
Ich habe das Label Wild Scandinavian Cooking gegründet. Wir sind eine Gruppe von Köchen, die weltweit unterwegs sind und die Menschen mit leckerem, regionalem Essen mit skandinavischem Twist bekochen. Den Sommer 2022 koche ich auf Sardinien im Resort Forte Village in einem Pop-up-Grillrestaurant direkt am Strand, an den August-Wochenenden im Europa Park Rust im Schwarzwald. Dann geht´s weiter nach Japan und auf die Kapverden.
Sie haben im Winter 2021 ein neues Restaurant im schwedischen Lappland unter dem Label eröffnet. Existiert das noch?
Im Sommer nicht, aber das machen wir auch im kommenden Winter wieder. Da grillen wir dann in der Wildnis über offenem Feuer bei bis zu minus 30 Grad – back to nature. Das bringt allerdings durchaus Herausforderungen mit sich: Letztes Jahr haben wir ein ganzes Rentier am Spieß gegrillt. Die Seite des Tieres, die fern des Feuers war, ist immer wieder angefroren.
Das ist Brian Bojsen
Sind Sie denn auch noch im Fernsehen zu sehen?
Ja, zwischendurch muss ich meine Mannschaft immer mal wieder verlassen, um zu drehen. Ich mache aktuell „Chefkoch TV“ bei RTL, habe im Zuge der Sendung „Kitchen Impossible“ Cornelia Poletto bei mir im hohen Norden empfangen und drehe die zweite Staffel von „Caravaning & Cooking“ bei DMAX.
Wer ist der beste deutsche Fernsehkoch?
Ein spannendes Nomadenleben. Keine Lust, mal wieder an einem Ort länger sesshaft zu werden?
Doch, auf jeden Fall. Ich habe ja auch Frau und zwei Kinder, die noch überwiegend in Hamburg sind, wo ich sieben Jahre verbracht habe, und die ich dann vermutlich häufiger sehen kann. Ich führe gerade Gespräche über ein festes Restaurant in Süddeutschland. 2023 könnte es so weit sein.
Hat sich Ihr Kochstil im Laufe der vergangenen Jahre verändert?
Auf jeden Fall. In Hamburg habe ich ja noch sehr amerikanisch gekocht, mit Burgern, Steak und allem, was noch dazugehört. Mittlerweile koche ich lieber das, was die Natur in der jeweiligen Region zu bieten hat an Fisch, Fleisch und Gemüse. Aber immer mit skandinavischem Einfluss.
Dein nächstes Dinner geht auf uns
Was genau bedeutet skandinavischer Einfluss?
Ich arbeite gerne mit eingelegtem Gemüse, mit Beeren, mit der Kombination aus Süßem und Salzigem. Ein Beispiel: In Schweden nehme ich Lachs als Fisch, auf Sardinien Barsch. Beide werden aber in Rote-Beete-Saft eingelegt und bekommt dadurch eine spezielle, skandinavische Note.
Sie haben im Mai 2022 die 50 Jahre geknackt – herzlichen Glückwunsch! Macht diese Zahl etwas mit Ihnen?
Am Morgen nach meinem Geburtstag tat mir alles weh – aber ich glaube, das lag eher am Alkohol. Im Ernst: Man denkt schon ein bisschen nach. Du hast jetzt noch zehn bis 15 geile Sommer vor dir, spätestes dann wird´s nicht mehr so weitergehen können wie jetzt.
Bojsens Lieblingszutat
Die Menschen kennen Sie auch unter dem Spitznamen „Der verrückte Däne”. Passt der noch – oder sind Sie vernünftig geworden?
Der Name passt nach wie vor. Ich mache immer noch viele verrückte Dinge, die andere Menschen in ihren 50ern eher nicht mehr machen: Gestern war ich Paragliden, vorgestern Downhill-Biken, ich gehe nach wie vor Surfen oder auch mal Speerfischen. Und das alles kann ich mit meinem Beruf vereinbaren – ganz ehrlich, ich habe doch den geilsten Job der Welt.
Was möchten Sie machen, wenn Sie 60 sind?
Ich hätte gerne ein eigenes kleines Hostel am Strand, wo ich für meine Gäst:innen kochen und ansonsten das Leben genießen kann. Vielleicht noch ein paar Pferde dazu, um ab und zu auszureiten. Das wäre mein Traum.