Wie bist du zum Grillen gekommen?
Michael Quandt: Angefangen hat es wie wahrscheinlich bei fast jedem: Ein kleiner Holzkohlegrill auf dem Balkon, auf dem im Sommer ein paar Nackensteaks und Würstchen gegrillt wurden. Der dann im Winter bei Regen und Schnee verrostete und im nächsten Frühjahr ersetzt werden musste. Erst 2010 habe ich begonnen, mich mehr oder weniger professionell mit dem Thema Grillen und BBQ zu beschäftigen: Für eine Reportage sollte ich ein Jahr später an einer Grillmeisterschaft teilnehmen – und da wollte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes nicht abschlachten lassen und Letzter werden.
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Und ist das gelungen?
Michael Quandt: Ich bin da schon mit großem Ehrgeiz rangegangen, schließlich war mein erster Wettkampf gleich eine Weltmeisterschaft, dazu noch im eigenen Land. Über ein halbes Jahr habe ich jedes Wochenende Schweineschultern und Rinderbrüste auf den Rost gelegt, stundenlang über Nacht bei Niedrigtemperatur massiert, mariniert und gesmokt. Meine Frau und meine beiden Töchter sind darüber fast zu Vegetariern geworden. Aber am Ende hat es sich gelohnt, ich wurde mit meinem Pulled Pork 2011 WM-Sechster, 2012 hat es mit dem Beef Brisket zur Deutschen Vize-Meisterschaft gereicht.
Zur Person
Michael Quandt arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Journalist für eine Tageszeitung in Berlin. Er ist Autor mehrerer Koch- und Grillbücher, sein letztes Buch „Du grillst es doch auch!“ wurde 2020 vom „Gourmand World Cookbook Award“ als bestes Grillbuch der letzten 25 Jahre ausgezeichnet. Außerdem betreibt er im Netz seinen Blog „Food & Glut“ und ist auf Instagram unter @foodundglut als Koch- und Reiseblogger aktiv.
Aber das lässt sich doch sicher nur mit einer sehr teuren Ausstattung an Grillgeräten erreichen?
Michael Quandt: In der Tat reicht da ein kleiner Baumarkt-Grill nicht aus. Bei einer Meisterschaft werden bis zu sieben Gänge für acht Juroren und Gäste zubereitet, da braucht man schon Fläche, also deutlich mehr als einen Grill. Ich bin damals mit drei digital gesteuerten Holzpellet-Smokern an den Start gegangen und das war eigentlich schon zu wenig.
Ist es bei drei Grills geblieben?
Michael Quandt: Natürlich nicht. Im Laufe der Jahre hat meine Grill-Familie deutlich Zuwachs bekommen, inzwischen stehen in meinem Grillport im Garten acht Grills im Wert eines Kleinwagens. Gas, Keramik, Holzkohle, Hochtemperatur, Smoker und Pizza – da ist alles dabei.
Das bedeutet, nur mit viel oder teurem Equipment lässt sich gut grillen?
Michael Quandt: Falsch. Jeder muss für sich abwägen, wie viel Grill er braucht und vor allen Dingen wofür. Grille ich gelegentlich ein paar Würste, da reicht auch ein kleiner, günstiger Holzkohlegrill. Soll aber ein 1.000 Gramm schweres US-Porterhouse-Steak im Wert von 70 oder mehr Euro auf den Rost, dann muss mein Grill mindestens 300, besser 400 Grad Hitze entwickeln können - ein Gasgrill braucht dafür mehrere Brenner und einen Deckel. Da ist man dann schnell mit 800 bis 1.500 Euro dabei, ein guter Holzkohle-Kugelgrill startet bei rund 250 Euro.
- Sind kleine Kinder im Haushalt? Dann sollten Mama und Papa vorausdenken, denn in ein paar Jahren wird deren Appetit auch größer und es wäre doch lästig, sich schon wieder einen neuen Grill zu kaufen.
- Die Favoriten der Familie sind Ribs und Pulled Pork? Da wird ein Smoker gute Dienste leisten.
- In der Familie gibt´s auch Vegetarier? In dem Fall muss der Rost besonders groß sein, damit für die Gemüse- und Tofu-Fraktion ein Bereich reserviert werden kann, der im Laufe eines Grillabends nicht mit Fleisch in Berührung kommt.
- Ich grille weniger zu Hause, dafür mehr unterwegs oder auf dem Campingplatz? Dafür muss sich der Grill sehr gut transportieren lassen. Und woran jeder denken sollte: Wer, wie ich früher, jedes Jahr einen Grill verrotten lässt und dann neu kauft, der sollte lieber einmal richtig investieren und den Grill pflegen. Dann hat man zehn oder noch mehr Jahre Spaß mit seinem Grillgerät. Das ist am Ende günstiger und vor allem nachhaltiger, als jedes Jahr einen neuen Grill anzuschaffen.
Grillen Deluxe
Grille ich mit einem teuren Gerät besser?
Michael Quandt: Wer auf teilweise außergewöhnliche Designs steht und das nötige Geld hat, kann sich solche Geräte gerne in den Garten stellen. Aber er grillt damit nicht besser. Denn auch mit dem besten und teuersten Grill muss man die richtigen Grilltechniken beherrschen. Ein simples Beispiel: Ich esse Bratwurst am liebsten zu Hause, weil ich sie auf Partys oder Volksfesten meist außen schwarz und innen kalt serviert bekomme. Warum? Weil die Würste nur direkt über der Hitze gegrillt wurden, anstatt sie erst mal in der indirekten Zone des Grills für zehn bis zwölf Minuten zu garen und ihnen dann noch über der direkten Zone des Grills die schöne Farbe zu geben. Und ein Steak wird zäh, lässt man es nach dem beidseitigen dreiminütigen scharfen Angrillen nicht in Ruhe auf die gewünschte Kerntemperatur ziehen, zum Beispiel 54 Grad für medium. Und auch das schöne Rauten-Grillmuster macht sich nicht von allein, sondern muss beherrscht werden.
Ein Trend sind Smart-Grills, mit denen beim Grillen angeblich nichts mehr schiefgehen soll. Lohnt sich das und was kosten solche Grills?
Michael Quandt: Dieser Trend ist in der Tat spannend. Die Thermometer sind im Grill integriert und per WLAN oder Bluetooth mit dem Smartphone verbunden. Über eine App wird der Griller durch den gesamten Grillprozess geführt, von der Vorbereitung bis zum Ruhen. Das klappt hervorragend, ist sowohl für Anfänger geeignet als auch für Fortgeschrittene, die bei einer Grillparty mehr Zeit für ihre Gäste haben wollen. Die App nimmt da viel Kontrolle ab. Solche Grills gibt´s ab rund 1.000 Euro aufwärts. Möchte man sich dafür keinen neuen Grill kaufen, lässt sich der vorhandene Grill auch nur mit einem Thermometer an der Seite und einer App aufrüsten, da ist man schon mit 160 Euro dabei. So hat vergangenes Jahr meine damals 14-jährige Tochter ihr erstes Steak, ein fünf Zentimeter dickes Entrecôte, zur Perfektion gegrillt. Papa war sehr zufrieden.