- Was ist ein Chronograf?
- Chronografen: Zeitmesser mit Zusatzfunktionen
- Chronometer: Exakte Zeitarbeiter mit Zertifikat
- Auf die Sekunde genau zertifiziert: COSC und Co.
- Chronografen: 3 schöne Modelle
- Vintage-Chronografen und Chronografen im Vintage-Look
Was ist ein Chronograf?
Als Chronografen werden im Allgemeinen Uhren bezeichnet, die eine Start-/Stoppfunktion mit einem zentralen Sekundenzeiger besitzen. Heutzutage sind Chronografen in ihrer mechanischen Variante oft schmückende Luxusuhren, nicht zuletzt wegen der hohen Preise, die für sie aufgerufen werden.
Das war aber nicht immer so: Ihre Geburtsstunde hatten sie im 20. Jahrhundert als Toolwatches, mit denen Rennfahrer:innen, Sportler:innen oder Pilot:innen nicht nur die Uhrzeit ablesen, sondern auch die Zeit stoppen konnten.
Ein besonders bekanntes Beispiel ist die Speedmaster Moonwatch des Herstellers OMEGA, die von den US-Astronauten der Apollo-11 Mondmission im Jahr 1969 getragen wurde. Ein anderes die Rolex Daytona des Schauspielers Paul Newman, die dem Hobbyrennfahrer im Jahr 1972 von seiner Frau Joanne Woodward geschenkt worden war und auf einer Auktion im Herbst 2017 für rund 17,8 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte. Sie gilt seitdem als teuerstes Uhrensammlerstück der Welt.
Tipp: Nicht ganz so luxuriös, aber cool ist eine Neuinterpretation: die Swatch Speedmaster Moonwatch, eine Kooperation von Swatch und OMEGA.
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Chronografen: Zeitmesser mit Zusatzfunktionen
Mechanische Chronografen wie die eben genannten unterscheiden sich auf den ersten Blick von einer Dreizeiger-Armbanduhr durch zwei Drücker, die sich in der Regel links und rechts von der Krone befinden. Mit ihnen lässt sich ein großer Sekundenzeiger in der Mitte der Uhr starten und stoppen.
Ein weiteres Merkmal sind die sogenannten Totalisatoren auf dem Zifferblatt. Sie zeigen während der Zeitmessung die vergangenen Minuten und Stunden an, oft läuft in einem dritten Totalisator noch eine „kleine Sekunde“ mit.
Einige Chronografen verfügen zusätzlich über eine Flyback-Funktion: Während normale Chronos für eine erneute Messung erst wieder angehalten werden müssen, „fliegt“ der große Sekundenzeiger nach Betätigung des entsprechenden Drückers sofort wieder auf die große Zwölf zurück.
Weiteres typisches Merkmal eines Chronografen ist die Tachymeterskala auf dem Zifferblatt oder der Lünette. Mit ihr wird die Geschwindigkeit gemessen, mit der sich ein Objekt auf einer bestimmten Streckenlänge bewegt, etwa über den Wolken oder auf einer Rennstrecke.
Ähnlich nützlich ist die Telemeterskala: Sie dient dazu, die Entfernung zu akustischen oder visuellen Phänomenen zu messen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Blitz und Donner: Wird bei einem Blitzeinschlag der Chronometer gestartet und beim Donnern gestoppt, zeigt die Skala die Entfernung zum Gewitter in Kilometern an.
Einige Chronografen verfügen auch über eine Pulsometer-Skala, mit der sich die Pulsfrequenz ermitteln lässt.
Aufzug durch Bewegung
Er ist das Gewicht, das sich durch die Bewegung hin- und herbewegt und so die Zugfeder des Werks aufzieht. Der Rotor ist oft durch einen Sichtboden aus Glas auf der Rückseite des Gehäuses erkennbar. So zum Beispiel im PRX Chronograph Valjoux, einem edlen Modell von Tissot.
Chronometer: Exakte Zeitarbeiter mit Zertifikat
Das Wichtigste zuerst: Bei einem Chronometer handelt es sich nicht um einen bestimmten Uhrentyp, sondern um eine Zertifizierung. Für die Schweizer Uhrenindustrie wird sie von der „Contrôle officiel suisse des chronomètres“ (kurz: COSC) durchgeführt und prüft sowohl mechanische als auch Quarzuhren aller Art nach sehr hohen Maßstäben auf ihre Ganggenauigkeit.
Doch warum sollte eine Uhr noch präziser laufen als andere? Der Grund hierfür ist in der Geschichte der Seefahrt zu finden: Während die Breitengrade der Erde mithilfe des Sonnenstandes oder eines Sextanten bereits früh bei der Navigation halfen, stellten die Längengrade bis ins 17. Jahrhundert für Seefahrer:innen der damaligen Zeit ein echtes Problem dar.
Verlor ein Schiff beispielsweise durch ein Unwetter die mühsam aufrechterhaltene Orientierung auf hoher See, konnte das Menschenleben gefährden. So herrschte während der anschließenden Irrfahrt durch ausgehende Lebensmittelvorräte oft Hunger an Bord.
Die Lösung lieferte die Seefahrernation Großbritannien: Im Jahr 1761 wurde dort der auch als Längenuhr bekannte Schiffs-Chronometer erfunden. Ein für damalige Verhältnisse äußerst genau laufender Zeitmesser, der das Längengrad-Problem auf hoher See obsolet machte.
Auf die Sekunde genau zertifiziert: COSC und Co.
Später griffen namhafte Uhrenhersteller:innen den Begriff „Chronometer“ auf, um besonders genau laufende Armbanduhren zu vermarkten. Allerdings wurden die Uhren von den Uhrenmarken selbst zertifiziert, was nicht gerade zur Markttransparenz beitrug.
Als Folge wurde für den Schweizer Uhrenmarkt 1973 die unabhängige COSC ins Leben gerufen. Dort werden heute täglich mehrere tausend Uhrwerke auf ihre Chronometer-Qualifikation hin geprüft. Etwa 21 Prozent aller exportierten mechanischen Armbanduhren Schweizer Ursprungs erhalten das begehrte Zertifikat.
In Deutschland werden Chronometer seit 2006 bei der Chronometer-Prüfstelle der Sternwarte Wempe Chronometerwerke Glashütte i./SA zertifiziert. Dabei wird im Gegensatz zum COSC-Verfahren die gesamte Uhr und nicht nur das „nackte“ Uhrwerk geprüft, was den realen Tragebedingungen näherkommt.
Zudem gibt es Uhrenhersteller, deren eigene Prüfkriterien teilweise noch anspruchsvoller als die des COSC-Zertifikats sind. Zu ihnen gehören Grand Seiko, Patek Philippe und Chopard.
Chronometer-Uhrenprüfungen nach ISO 3159
- 15-tägiger Prüfungszeitraum
- Prüfung des Werks in fünf unterschiedlichen Lagen, bei drei Temperaturen
- Messung bei 24 Prozent Luftfeuchtigkeit
- Test der Gangabweichung nach jeweils 24 Stunden
- Erneuter Aufzug des Uhrwerks alle 24 Stunden
- Zuschaltung und Messung von Komplikationen (etwa der Chronografenfunktion) nach dem zehnten Prüfungstag
Chronografen: 3 schöne Modelle
Heute hergestellte Chronos namhafter Uhrenhersteller beziehen sich häufig auf die Tradition älterer Vintage-Modelle aus eigenem Hause, wurden aber sowohl vom Look als auch vom Innenleben her häufig modernisiert. Drei schöne, aktuelle Modelle:
M2 Chronograph 6450-02 von Tutima: Die Uhr gilt als direkter Nachfahre der legendären Tutima Military, die 1984 entwickelt wurde und jahrelang als offizielle Dienstuhr der Bundeswehrpiloten diente. Der M2 Chrono besitzt ein Gehäuse aus Reintitan, in dem ein hauseigenes Automatikwerk sitzt. Weitere Features der Uhr sind eine Gangreserve von bis zu 48 Stunden und eine Magnetfeldabschirmung. Preis: ab etwa 4.600 Euro.
Heritage Chrono der Genfer Uhrenmanufaktur Tudor, ein Schwesterunternehmen von Rolex. Die Uhr hat ihre Designwurzeln im Autorennsport der Siebzigerjahre. Im satinierten und polierten Edelstahlgehäuse arbeitet das automatische Kaliber T401, mit einem Zusatzmechanismus für die Chronografenfunktion. Kostenpunkt: ab etwa 3.900 Euro.
140 ST S Weltraumchronograph des Frankfurter Uhrenherstellers Sinn: Die Uhr nahm 1985 am Handgelenk des Astronauten Reinhard Furrer an der Spacelab-Mission D1 teil, ebenso wie an der Mir-92-Mission im Jahr 1992. Die aktuelle Version 140 ST S wartet mit innovativen Features auf: Zu ihnen gehören die Ar-Trockenhaltetechnik, ein nickelfreier Gehäuseboden sowie eine Unterdruck-Sicherheitsfunktion. Der Weltraumchrono kostet ab etwa 4.100 Euro (November 2022).
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Vintage-Chronografen und Chronografen im Vintage-Look
Einige klassische Chronografen aus den letzten Jahrzehnten gibt es auch heute noch auf einschlägigen Verkaufsplattformen im Netz. Zu ihnen gehört zweifellos der Junghans-Chronograf mit dem mechanischen Kaliber Junghans J88.
Die Uhr wurde ursprünglich in den Fünfzigerjahren in vielen Varianten angeboten, in einer vergoldeten Version ebenso wie mit weißem oder schwarzem Zifferblatt. Besonders charakteristisch sind die Tele- und Tachymeterskalen, die breiten Drücker sowie die links und rechts angeordneten Totalisatoren.
Das Kaliber J88 selbst galt als so zuverlässig, dass sogar die Bundeswehr es damals für ihre Fliegerchronografen nutzte. Die Vintage-Preise auf dem Gebrauchtmarkt für die alten Junghans-Uhren variieren zum Teil stark, je nach Ausführung und Zustand: Für einen Flieger-Chrono zahlen Sammler:innen oft mehrere tausend Euro, die Zivil-Versionen sind auch schon für etwas über 1.000 Euro zu haben.
Wer den Vintage-Look der Junghans mag, sich aber lieber auf ein neues Automatikwerk verlassen möchte, wird beim Hersteller nach wie vor fündig: Junghans bietet den Chronografen unter der Bezeichnung „Meister Telemeter“ in modernisierter Form für etwa 2.200 Euro weiterhin an.